Meine Lesung in Berlin-Lichtenberg mit »Autoren für Autoren«

Ich bin immer noch begeistert von den tollen Geschichten und den inspirierenden Begegnungen!
Und ich habe wirklich viel dazugelernt, was Organisation von Lesungen angeht, wenn man sich wirklich selbst um alles kümmern muss. Bisher habe ich es noch nicht geschafft, selbst Lesungsorte zu akquirieren.
Tausend Dank gilt Hari Patz, der den Stein ins Rollen gebracht und mich überhaupt nach Berlin eingeladen hatte. Durch die Verbindung mit der Buchmesse am selben Wochenende lohnte sich für mich die Reise gleich doppelt.

Lampenfieber

Natürlich hatte ich wieder Lampenfieber ohne Ende und konnte die Nacht kein Auge zutun – vor allem nicht, nachdem ich bereits auf der BuchBerlin Eindrücke gesammelt hatte, die ich erst einmal verarbeiten musste.
Als ich in der Stadtbibliothek am Anton-Saefkow-Platz ankam, musste ich zuerst den Eingang suchen. Es war dann seltsam, sonntags eine Bibliothek zu betreten, die überwiegend von Wachpersonal bevölkert war und in die sich nur vereinzelt Lesende verirrten. Es gab extra einen für die Lesung bestuhlten Raum, in den ich geführt wurde, und in dem ich Hari antraf.

Ich war froh, dass ich Zeit eingeplant hatte, mich mit dem Raum vertraut zu machen, und vor Ort erst mal am Lesepult eine Entspannungsübung machen konnte.
Ich hatte auch gefühlt alle Zeit der Welt, meinen Buchstand aufzubauen.

Beim nächsten Mal denke ich an die Buchaufsteller. Und dann besorge ich auch neue Bücher, damit ich nicht nur Defektexemplare habe.
Wer es nicht mitbekommen hatte: Bei meiner letzten Lesung sind die Bücher nass geworden.

Auf Los gehts los

Als alle Autor:innen versammelt waren, legten wir spontan eine Reihenfolge für die Lesung fest. Weil niemand Präferenzen hatte, haben wir einfach das hübsche Roll-Up-Banner von oben nach unten »abgearbeitet«.
Damit musste Liz McIntosh anfangen. Danach kam Hari Patz dran, ich war in der Mitte, nach mir kam A. Leutholf an die Reihe und das Schlusslicht bildete Gerhard Dinger.

Wo bleibt das Publikum?

Alle sind startklar und als erstes passiert gefühlt das:
Ein toter Busch rollt durchs Bild.

Irgendwie war zum geplanten Beginn der Lesung gefühlt »kein Publikum« da, weil alle – außer mir – sich bereits kannten. Die Gruppe Autoren für Autoren tauscht sich innerhalb einer geschlossenen Facebookgruppe aus und trifft sich häufig.
Bis auf die eine Dame, die gleich wieder ging, weil es so übel hallte und obendrein das Mikrofon eine üble Rückkopplung (so ein fieser, lauter, hoher Ton) verursachte, als jemand sich in eine Raumecke bewegte. Wenigstens flüchtete sie mit Haris Visitenkarten und dem Vorsatz, dann doch lieber seine nächste Lesung zu besuchen. Und dabei war sie überschwänglich als »erster Gast« begrüßt worden. Um ihr auch noch Flyer von mir in die Hand zu drücken, war ich zu langsam.
Ich selbst hatte im Vorfeld von vier Personen Interessensbekundungen gehört. Fehlanzeige. Aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie wirklich kommen. Ich kenne das schon, auch von Leuten, die fest zugesagt haben, kam nicht einmal eine Absage.
Das macht aber rein gar nichts: Mir waren die Anwesenden Publikum genug.

Egal, wir lesen für uns

Ich bestand drauf, dass wir mehr oder minder pünktlich loslegen, einfach zum Üben, damit wir alle wissen, wie so eine Lesung ist.

Liz McIntosh las also nur vor ihr bekannten Gesichtern, meines vielleicht noch ausgenommen. Sie stellte dabei fest, dass es für sie bequemer ist, zu stehen oder zu laufen. Leider hatten wir kein Stehpult, aber sie kam auch so zurecht.

Während Hari Patz las, passierte plötzlich Magie: Draußen vor der offenen Türe bewegte sich etwas. Buchmenschen! Eine von uns, die nicht selbst auftrat, ging raus, quatschte sie hochprofessionell an und wies sie darauf hin, dass da gerade eine Lesung stattfindet und sie sich gerne dazusetzen dürfen, der Eintritt sei frei. (Sinngemäß, habe nicht alles verstanden.) Aber der Zauber wirkte, die beiden traten ein und setzten sich. Das schien Hari gar nicht zu bemerken, so sehr war er in seinen Text vertieft. Und er liest wirklich super. Das lässt sich übrigens auch auf seinem Facebook-Profil genießen.

Dann war ich dran und mir ging so die Muffe, dass ich meine zitternden Hände unterm Tisch versteckte, weil ich den Text sonst vor lauter Gewackel nicht mehr hätte ablesen können. Das zu sehen, wie viel Angst ich gerade habe, bringt mich nur völlig ausm Konzept. Also Selbstsicherheit vortäuschen. Vor mir saßen mindestens zehn Leute, wenn ich jetzt aus dem Gedächtnis richtig nachgezählt habe. Bestuhlt war fürs Vierfache, aber das war für mich eine reiche Beute an Zuhörerschaft. Mehr als dreimal so viel wie bei der Lesung im Pride House dieses Jahr.
Es war gut, dass ich den Text letzte Woche und vor allem diese nicht noch mal geübt habe, denn sonst wäre er mir aus dem Hals rausgehangen. So aber hatte ich richtig Bock drauf und das haben die Leute gespürt und ich habe gespürt, dass es ihnen gefallen hat. Das ist Gold wert! Für solche Momente mache ich das und nicht, um Bücher zu verkaufen. (Dann könnte ich in einer Buchhandlung anheuern … theoretisch.)
Trotzdem verließen uns dann die beiden hereingelotsten Gäste.

A. Leutholf las ebenfalls super, hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Leider konnte ich nicht gut zuhören, zu sehr war ich noch mit meinem eigenen Auftritt beschäftigt.

Gerhard Dinger hat den Saal dann so richtig zum Lachen gebracht. Der hätte auch gut als Icebreaker starten können. Zum Ende einer Veranstaltung ist es allerdings auch sehr wichtig, dass die Leute mit einem guten Gefühl rausgehen. Deshalb passte es hier ebenfalls hervorragend.

Ich habe beim Einpacken nicht ganz unverschuldet getrödelt, aber vor allem musste ich fünf Bücher signieren 😀 und ganz allein die Kasse machen und mit Wechselgeld hantieren. Mehrfach wurde ich gefragt, ob es Projekt Rhein auch gedruckt gibt. Nein, bisher nicht. Aber offenbar ist da ein Markt.
Als ich dann fertig war mit dem Buchverkauf, hatte Hari schon alles eingepackt und ich konnte nichts mehr bei ihm kaufen. ;(

Ich bin danach noch mitgegangen, um gemeinsam zu grillen. Das war sehr anstrengend für mich, aber auch sehr schön. Es war toll, so liebe Menschen noch ein bisschen näher kennenzulernen.

Haris Phytera habe ich dort auch noch kaufen können, und Gerhard hat mir sein Buch sogar geschenkt!

Euer Ingo S. Anders

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