Lucan _ Ab in die eigene Komfortzone

Im folgenden findet ihr die kurze Geschichte, wie der Protagonist sich in seine Kammer flüchtet um Ruhe zu finden.

Endlich war Lucan auf dem Weg in seine kleine Kammer am Ende des ersten Wohnflures der hiesigen Gilde. Die Ruhe, die dieser Teil des Geländes ausstrahlte, wirkte sich recht positiv auf ihn aus. So auch jetzt, denn die ständigen Schmähungen einer Gruppe anderer Novizen adliger Abstammung erinnerten immer wieder daran, dass er aus einem einfachen Dorf stammte.

Auf seinem Weg aus dem Gemeinschaftsraum hatten ihn nicht nur verbale Attacken begleitet. Zu allem Überfluss hatte ihm jemand ein Bein gestellt, was ihn hatte stolpern lassen.

Leicht humpelnd trat Lucan auf die Treppe zu, die in den Trakt der Wohnflure hinaufführt, wo sich seine Kammer befand. Lucan hatte sich für diesen Weg entschieden, weil sich hier nur wenige Personen aufhielten, obwohl die Schlafkammern hierüber schneller erreichte.

Auch wenn er nicht viele Stufen zu erklimmen brauchte, machte er sich über den Aufstieg ein wenig Sorgen. Denn der eine Knöchel begann unheilvoll zu schmerzen.

Gerade als der schlanke Mann die Treppe zur Hälfte erklommen hatte, drangen Schritte und Stimmen zu ihm herauf. Mit angehaltener Luft warf Lucan einen Blick über seine Schulter, wobei er feststellte, dass sich drei seiner Peiniger dem Treppenabsatz näherten. Auch wenn sie es nicht eilig zu haben schienen hatte dies nichts zu heißen. Die anderen der Gruppe konnten sich überall in dem Domizil befinden um ihn auf seinem Weg aufzuhalten. Mit diesem Gedanken beschleunigten sich Lucans Atem und Herzschlag.

Bis jetzt hatte er nicht in Erfahrung bringen können, wieso diese arroganten Sprösslinge es gerade auf IHN abgesehen hatten. Immer wenn er meinte endlich die Lösung gefunden zu haben, stieß er umgehend auf eine Mauer aus Schweigen.

Der Wunsch sich in eine der Nischen zurückzuziehen, schien in diesem Augenblick in weiter ferne zu Rücken. Vor allem auch aus dem Grund, dass sich seine Peiniger der Treppe zuwandten.

Widerwillig setzte er sich in Bewegung. So schnell es nun mal ging, setzte er seinen Weg fort. Allzu gerne hätte Lucan lauthals geflucht. Doch die Anwesenheit seiner Peiniger hielt ihn zurück.

Sein Ziel endlich ein vollwertiges Mitglied der hiesigen Gesellschaft zu sein, rückte stetig weiter weg. Tränen der Wut und Verzweiflung stiegen brennend in seine Augen und machten den Aufstieg schwieriger.

Endlich auf dem Treppenabsatz angekommen von dem aus Lucan zu seiner Kammer kam, konnte er die Stimmen seiner Verfolger besser verstehen. Allerdings schienen sie es nicht eilig zu haben. Die Schritte hatten nicht an Geschwindigkeit zugenommen.

Lucan trat in den Gang und lehnte sich für einen kurzen Moment an die grob behauene Wand. Kurz sah er in den spärlich beleuchtenden Gang und wartete auf die Ruhe, die sich sonst immer einstellte.

Dann stieß er sich mit einem leisen Seufzer von der Wand ab, um seinen Weg fortzusetzen. Er musste jedoch gegen den Drang ankämpfen sich nach seinen Verfolgern umzusehen. Er wollte nicht schon wieder in die Fänge dieser Personen geraten. Als wenig später ein Lachen an seine Ohren drang, zuckte Lucan zusammen. Mit feuchten Händen und dem Rauschen seines Blutes in seinen Ohren setzte er seinen Weg fort.

Er wollte nur noch die Tür zu seiner Kammer hinter sich schließen bevor SIE ihn einholten.

Erinnerungen und Gefühle aus Gegenwart und Vergangenheit vermischten sich miteinander, was dazu führte, dass er sich unsicher fühlte. So gut es ging, drängte Lucan all das, was sich gerade seinen Weg nach oben suchte, zur Seite.

Regelmäßig blieb er an den Unebenheiten des Ganges hängen und geriet so ins Straucheln.

Lautes Gelächter erklang hinter ihm und wurde von den Wänden hin und her geworfen. Selbst als es langsam verklang, hallte es in Lucans Kopf in voller Lautstärke wider. Vor allem weil ihm bewusst wurde, dass die anderen den Eingang des Flures erreicht hatten. Mühsam und mit sich selbst kämpfend fiel ihm sein Weg weitaus schwieriger.

Um nicht den Mut zu verlieren, fing er an die Türen zu zählen, die noch zwischen ihm und seiner Kammer lagen. Erst um einiges später erkannte er im dämmrigen Lichtschein die schmale Pforte zu seiner Kammer. Sein Herz begann nun schneller zu schlagen. Dieses Mal nicht aus Furcht.

Mit zittrigen Händen suchte er in seinem Umhang nach den Schlüsseln, die er bald umschloss.

Erst als er die Tür seiner Kammer fast erreicht hatte, wurde ihm bewusst, dass er nichts außer seinen Herzschlag hörte. Waren seine Peiniger ihm nun gefolgt oder standen sie noch immer dort wo sie waren um ihn dann zu überrumpeln?

An der Pforte angekommen, schob er unbeholfen den Schlüssel ins Schloss, was durch das Zittern länger dauerte als sonst.

Als sich nach zwei Umdrehungen das Klicken des Schlosses machte sein Herz einen Sprung vor Erleichterung. Lucan lehnte sich an die Tür, sodass sich ein schmaler Spalt zeigte.

Ohne ein noch einmal nach hinten zu werfen, schob er sich durch diesen.

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