Rezension: „Die Bürde des Zerfalls“ (Tobias Krampitz)

Pest ahoi, würde der Autor und Selfpublisher Tobias Krampitz jetzt sagen. Ich durfte den ersten Band seiner Reihe „Die Bürde des Zerfalls“ lesen. Was ich von dem Dark Fantasy-Roman halte, erfahrt ihr hier.

 

Eine zerfallen(d)e Welt

 

 Wir befinden uns in einem Land der Untoten und Vampire. Unser Protagonist Boris ist Teil der sogenannten Todeswache, die gegen Untote im Ghulwald vorgehen soll. Als er jedoch dem Vampir Festus begegnet und in einen mysteriösen, bestialischen Mord verstrickt wird, beginnt für den notorischen Feigling eine Reise in die gefährlichen freien Baronien. Zusammen mit Festus und einem mysteriösen jungen Mann namens Wolf macht er sich auf, den Mörder zu finden.

 

Helden? Wirklich?

 

Boris ist ein Antiheld in jeder Hinsicht. Er ist feige und egozentrisch und passt eigentlich überhaupt nicht auf die Beschreibung eines heroischen Protagonisten. Neben den übermächtigen Charakteren Festus und Wolf wirkt er eher wie eine Karikatur. Gerade dadurch entsteht jedoch die eigentümliche Dynamik der Hauptgruppe. Alle drei Charaktere besitzen ihre Hintergrundgeschichten und erweisen sich als komplex genug, um im Gedächtnis zu bleiben. Die Antagonisten hingegen bleiben im ersten Band noch sehr konturlos. Es ist kaum Platz, um ihnen mehr Substanz zu verleihen.

 

Ein kleiner Feigling auf großer Reise

 

Die Handlung gleicht einer klassischen Heldenreise mit überraschendem Ende. Dabei vermischt der Autor Elemente einer fantastischen Abenteuergeschichte mit dem Kriminalroman. Leider fehlt im Buch ein gewisser „Wow“-Effekt, wenn der wahre Täter am Ende des Buches in Erscheinung tritt. Der erste Band wirkt eher wie ein Präludium, der den Leser zunächst nur auf eine falsche Fährte locken soll. Nach der Lektüre des ersten Buches bleiben viele Fragen für die Fortsetzung offen.

 

Gewalt? Ja, bitte!

 

„Die Bürde des Zerfalls“ ist nicht für jedermann geeignet. Nicht nur behandelt das Buch Themen wie den UN-Tod; es treten auch Schilderungen exzessiver Gewalt auf. Fairerweise muss man einräumen, dass der Autor die schrecklichsten Vorgänge im Dialog seiner Charaktere verpackt und den Leser dadurch zumindest ein wenig schont. Durch das gehäufte Auftreten absolut unfassbarer Todesarten stumpft der Leser jedoch mit der Zeit ab. Nach zweihundert Seiten erscheint diese Gewaltdarstellung eher überzeichnet und unnötig dysphemistisch. In diesem Falle wäre etwas weniger mehr gewesen.

 

Ich persönlich hätte mir zudem mehr Beschreibungen der Umgebung erhofft. Als Fan der Dark Fantasy habe ich ebenfalls viel für düstere, unheilschwangere Landschaften mit atmosphärischem Horror übrig. Tobias Krampitz hätte seiner düsteren Welt auf diese Weise noch mehr Lebendigkeit verleihen können.   

 

Debüt mit Potenzial

 

Der Roman hat noch mit dem einen oder anderen Mangel zu kämpfen und ergeht sich in exzessiven Gewaltschilderungen, die sich in ihrer Häufigkeit eher gegenseitig behindern. Dennoch erweckt das Buch mit seiner Morbidität eine atmosphärische, düstere Welt mit zynischen Charakteren zum Leben, die jedem Dark Fantasy-Fan das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen werden. Eine unkonventionelle, gelungene Heldenreise.

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