Gleich und gleich bekämpft sich gern – Die Sieben gegen Theben (Rezension)

Vor beinahe 2500 Jahren schuf Aischylos mit der Tragödie „Die Sieben gegen Theben“ den Abschluss seiner fragmentarisch erhaltenen thebanischen Trilogie. Die Geschichte um die beiden Brüder Eteokles und Polyneikes begründete ein Motiv, das bis heute aktuell bleibt.

Sequel mit Stil 

Ödipus‘ Söhne Eteokles und Polyneikes haben nicht gerade das beste Verhältnis zueinander. Bereits zu Beginn des schlanken Stücks holt Polyneikes als Rache für seine Verbannung zu einem gewaltigen Vergeltungsschlag gegen seinen Bruder aus und belagert mit sechs Gefährten die Stadt Theben. Das Ende dieser Tragödie erfüllt jedes Klischee des Genres: Die beiden Brüder töten sich gegenseitig.

Sieben … Zwerge?

Bemerkenswert ist die besondere Aufmerksamkeit, die Aischylos jedem der Krieger zukommen lässt. Im finalen Showdown vor den Toren Thebens wird jedes Kämpferpaar einzeln von Eteokles und dem Chor thebanischer Mädchen in Szene gesetzt (wohl der erste kommerziell präsentierte Schaukampf der griechischen Literatur, der sogar mit individuellen Symbolen aufwarten kann). Am Ende prallen sogar die beiden Brüder selbst aufeinander …

Sexismus auf Altgriechisch

Allerdings ist (im Gegensatz zum großen Finale) vor allem der Beginn der Belagerung zu kritisieren. Der Chor der Mädchen lamentiert herzerreißend vor den Altären der Götter, bis Eteokles trotz der Gefahr durch den Feind nichts besseres zu tun hat, als eine Diskussion über den Wert der Frau vom Zaun zu brechen. Während also vor den Toren die Fetzen fliegen, führen Eteokles und Chor die wohl sinnloseste Debatte der Weltliteratur, die außer Beleidigungen keine neuen Erkenntnisse bringt. Ich wäre beinahe versucht, einen Vergleich mit dem Rap-Battle „Mädchen gegen Jungs“ aus „Bibi und Tina“ zu ziehen …

Ein zeitloses Motiv

Apropos „Bibi und Tina“: „Die Sieben gegen Theben“ gleicht in seiner Ausführung zahlreichen modernen Werken allen Genres. Den Konflikt zwischen (leiblichen oder geistigen) Geschwistern findet man allüberall: „The school for good and evil“, „Naruto“ und schließlich auch „Harry Potter“. Immer treffen dabei das bewahrende und das zerstörende Element im Menschen aufeinander. 

Fazit

Trotz seiner Schwächen zählt „Die Sieben gegen Theben“ zweifelsohne zu den wichtigsten Werken der Weltliteratur. Augrund seiner bescheidenen Länge ist es auch problemlos an einem verregneten Spätnachmittag zu lesen.

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