Wird Fantasy bald aussterben? Mein Tipp für Autoren

Zunächst einmal… Tja, ihr habt mich erwischt. Kein „Die Wölfe von Asgard“ heute. Ganz einfach deshalb, weil ich es zeitlich nicht geschafft habe, das neue Kapitel fertigzustellen und ich niemandem meine halbgaren Texte servieren möchte. Ich hoffe, ich schaffe es bis nächsten Donnerstag. 🙂
Ich kann nur vorweg schon einmal verraten: Ich möchte mich im nächsten Kapitel mit der Schildmaid beschäftigen. 


Deswegen möchte ich mich heute kurz mit etwas anderem befassen. Nämlich mit der Frage, ob Fantasy vor dem Aussterben steht und wie man als Autor dagegen anstinken kann. Und jetzt mag mich vielleicht jemand fragen: Bist du bekloppt? Liegt doch bei Talia in jedem Regal und bald kommt die neue Staffel Game of Thrones.

Tja, wenn es so einfach wäre, würde ich vermutlich nicht diesen Beitrag schreiben, oder? Ich glaube jeder, der sich mal etwas genauer mit der Materie auseinandersetzt, wird erkennen, dass immer nur die üblichen Verdächtigen die Bücherregale bemannen. In der Regel englischsprachige Autoren, die mit ihren Werken den Markt dominieren. Das einige dieser Bücher qualitativ hervorragend sind, möchte ich niemandem absprechen. Aber bei mir stellt sich beim Lesen oft die Frage: Habe ich diese Geschichte nicht schon zig Mal gehört? Dann ist halt aus Frodo Beutelin ein Tyrion Lennister geworden und niemandem ist es aufgefallen. Na und? „Wen juckts“? Verkauft sich ja… 

Wenn man sich nun also doch mal in ein eher heimeliges Büchergeschäft, abseits der großen Einkaufspassage, verirrt, wird einem schnell bewusst, dass die meisten durchaus schmucken Fantasyromane, die es dort noch zu finden gibt, mittlerweile schon ein beträchtliches Alter erreicht haben. 
Ich stelle mir also die Frage: Wie lange dauert es noch, bis die Leute restlos die Lust verloren haben? Bin ich nach Herr der Ringe, Harry Potter und Game of Thrones noch bereit, mich in eine vierte Saga fallen zulassen, ohne beständig die Parallelen zu identifizieren? Stört mich das überhaupt? Und was bedeutet das für die ganzen Autoren weltweit und ihren unerzählten Geschichten, die ein eben solches Meisterwerk darstellen könnten, würde man sie bloß entdecken?

Ich habe mich eigentlich explizit dagegen entschieden, Schreibratgeber zu erstellen, aber ich möchte mich dennoch in einem Tipp für jene Autoren versuchen: suche dein Alleinstellungsmerkmal! Baue es aus und sorge dafür, dass es eine Quintessenz deines Buches wird. Wenn die Geschichte fesselt, begeistert, den Leser in Atem hält, dann können doch ruhig Elfen darin vorkommen?
Nicht jedes Rad muss neu erfunden werden, wenn die Karre einen neuen Motor bekommt, der unglaublich leistungsstark ist. Aber nur den Lack neu anzusprühen, reicht natürlich an dieser Stelle nicht. Ich hoffe es ist klar, was ich damit meine. Die Quintessenz macht den Motor deiner Geschichte aus und du fütterst ihn mit dem Treibstoff, den er braucht, um ein einzigartiges Werk darzustellen. 

Es ist wichtig, dass du dir dieser Alleinstellungsmerkmale vollständig bewusst bist, den viele Verlage fragen explizit danach. Stell es dir wie bei einem Bewerbungsgespräch vor. „Und warum sollten wir Ihr Buch nehmen?“ – Das muss der Moment sein, auf den du schon gewartet hast. Dem du sehnlichst entgegengefiebert hast. Vergleiche dich nicht mit anderen Autoren , sondern berichte von etwas, das noch niemand gehört hat – einfach weil das deine Story ist!

6 Replies to “Wird Fantasy bald aussterben? Mein Tipp für Autoren”

  1. Ich fühle mich jetzt tatsächlich ein bisschen „ertappt“, weil meine Antwort auf die Frage: „Welche Fantasy-Bücher hast du gelesen?“, wohl tatsächlich, so nach kurzer Überlegung, Harr Potter, Der Herr der Ringe und Das Lies von Eis und Feuer wäre. Ich bin nicht der große Fantasy-Leser, das kommt noch dazu. Der Griff zu einem weniger bekannten Werk müsste da für mich einen Grund haben. Wie beispielsweise das, was du beschreibst, ein Alleinstellungsmerkmal ohne das Rad komplett neu zu erfinden. Oder etwas anderes, das mein Interesse weckt.
    Was „kann“ Fantasy eigentlich alles? Ist es facettenreicher als ich, der absolute Fantasy-Nicht-Wisser, denke? Das würde mich wirklich interessieren, besonders nachdem ich angefangen habe, dein Buch zu lesen. Vielleicht ja eine Idee für eine weitere unfreiwillige Pause bei den Wölfen von Asgard :)?
    Danke jedenfalls, dass du dieses Genre ein bisschen beleuchtet hast, ich habe es mit Interesse gelesen und fühle mich eigentlich auch nicht „geschreibratgebert“, sondern eher ehrlich über eigene Erfahrungen und Sichten informiert.

    1. Danke für deinen Kommentar 🙂
      Ich würde sagen: Fantasy ist sehr facettenreich. Einfach weil es unendliche Möglichkeiten gibt, sich etwas auszudenken. Wenn das Universum und die Handlung authentisch sind, mich in den Bann ziehen, was brauche ich dann mehr? Leider glaube ich, dass das mittlerweile nicht mehr so häufig vorkommt, weil alle „übersättigt“ sind mit großen Heldensagas.
      Es freut mich, dass du Interesse an dem Buch hast. Vllt kannst du mir ja mal einen kurzen Zwischenstand durchrufen? Da bin ich sehr interessiert dran!

      1. Es ist vielleicht auch wirklich das, was mich normalerweise an diesem Genre „abschreckt“, dass viele Klappentexte sich schon recht ähnlich anhören. Vielleicht braucht es auch „nur“ einen neuen Richtunsgeber und Fantasy wird auf eine Weise wiederbelebt, die niemand für möglich gehalten hätte – ich weiß es nicht. Gewiss ist jedoch, dass Mode in Schleifen verläuft, also immer wieder mal zurückkehrt. Mit Science Fiction geht es mir übrigens oft ähnlich. Die Darkover Serie von Zimmer Bradley habe ich als Teenager mal „versucht“, aber keinen Zugang gefunden. „Die Nebel von Avalon“ habe ich dagegen bestimmt drei Mal gelesen. Das ist allerdings kein Science Fiction mehr sondern Fantasy. Interessant, dass sie beide Genres bedient hat, vielleicht gibt es da ja auch mehr „Schnittmengen“ als man denkt.

        Natürlich! Schicke dir nächstes Jahr mal ein paar Eindrücke :).

  2. Die Frage, ob wir das Genre der Fantasy inzwischen in ihren letzten Zuckungen erleben, ist sicher nicht einfach zu beantworten. In Schwung gebracht durch die sicher einzigartige Trilogie von J.R.R. Tolkien hat die Fantasy seitdem gewaltig Fahrt aufgenommen und wir wurden nahezu erstickt von Plagiaten, Neuerungen, Veränderungen des Genres.
    Natürlich habe ich mich in den 70ern auf diese damals für mich neuartige Literatur gestürzt, habe Tolkien gelesen, später die Bücher von Shannara, nahezu den gesamten Darkover-Zyklus von Marion Zimmer-Bradley und noch einiges mehr. Irgendwann jedoch geschah genau das, was in dem Artikel bereits angedeutet wurde:
    Es fand eine Übersättigung mit all diesen Faktoren statt, die vielen der Fantasy-Romane gemein waren. Sicher, es gibt immer noch neue Romane, aber sie sind tatsächlich überwiegend von englischsprachigen Autoren verfasst und nur ins Deutsche übertragen worden. Und richtig. Es sind meist die üblichen Verdächtigen.
    Diesen Umstand haben wir sicher auch der Verfahrensweise von Publikumsverlagen zu verdanken, die eher dazu neigenm, einen ausländischen, bewährten Bestseller zu erwerben, ihn zu übesetzen und auf den Deutschen Markt zu werfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Deutsche Leserschaft auch diese Bücher kauft, die bereits im Ausland gut gelaufen sind, wir höher erachtet als unzuverlässige Experimente mit noch nicht bekannten Deutschen Autoren.
    Inzwischen ist es auch so, dass es immer schwerer fällt, sich noch Szenarien und Plots auszudenken, die nicht bereits dutzendfach in der einen oder anderen Form verarbeitet wurden. Gern ist es der Kampf zwischen Gut und Böse, wobei der Retter gern ein Underdog ist. In der letzten Zeit sind das gern auch kleine Mädchen oder starke junge Frauen, die in die Rolle hineinwachsen, das Heer der Guten gegen die Bösen zu führen. Okay, warum auch nicht? Aber auch das ist am Ende – so empfinde ich das leider – immer derselbe Einheitsbrei.
    Ich kann mir daher durchaus vorstellen, dass sich die Leserschaft in nicht all zu ferner Zukunft von der Fantasy abwendet, um sich andere Themen zu suchen. Sie hält sich zwar inzwischen bereits sehr lange, aber ich betrachte sie dennoch als Modeerscheinung – was nicht bedeuten soll, dass sie nicht nach einer Weile in den Fokus der Leser zurückkehrt.
    Als ich vor rund zwanzig Jahren damit begann, Geschichten zu schreiben, wählte ich ein Genre, mit dem ich als Kind aufgewachsen bin: Science-Fiction. Zu diesem Zeitpunkt zog man damit keinen Hering vom Teller. Mir war das gleich, weil mein Ziel nicht die Publikation und Geldverdienen war, sondern schlichtweg Hobby. Die Hochzeit der SciFi war lange vorbei und ich schrieb dieses Zeug, das im Grunde keiner lesen wollte.
    Vor wenigen Jahren änderte sich das plötzlich und die SciFi erhob sich wie Phönix aus der Asche. Die Leser brauchen einfach von Zeit zu Zeit etwas Neues und Abwechslung.

  3. Ein Kommentar, der das Ganze perfekt abrundet 🙂
    Modeerscheinung, ja vielleicht ist das ein passender Begriff. Ich denke aber, das Mode immer einem Trend unterliegt. Meine Befürchtung ist, dass sich die Fantasy also den Bedürfnissen der Leser anpassen wird und sich dadurch in etwas banales verwandelt. Und dadurch wird auch die Erwartungshaltung der Leser banal.

    Toxisch für jeden, der sich jetzt noch an eine Geschichte wagen möchte…
    Ich möchte ja eigentlich echt gerne in dem Genre bleiben und es bestenfalls mit guten Ideen bereichern. Mal sehen wie das in Zukunft so aussehen wird 😀

  4. Ich glaube nicht, das Fantasie ausstirbt. Denn für viele Autoren ist Fantasie eine Möglichkeit, Welten zu erschaffen, ihre eigene Fantasie auszuleben, von Wesen zu erzählen, die viele in der realen Welt nicht sehen. Oder Geschichte aus einem neuen Blickwinkel zu erleben. In Fantasie steckt so viel, was man dem Leser erzählen kann. Sicher, irgendwie ist vieles davon schon erzählt, für vieles haben wir Vorstellungen, die schwer zu verändern sind.
    Das es auch anders geht, sieht man an http://www.runenzeit.de/ von Mark Bredemeyer. Oder https://www.amazon.de/Jamil-Zerrissene-Seele-Farina-Waard-ebook/dp/B01C9NEAJC von Farina de Waard.
    Das Problem ist, dass man wirklich nach solchen Perlen suchen muss.
    Diese großen Werke spuken in unseren Köpfen, haben uns beeindruckt und geprägt, deswegen fließen sie bei den meisten Autoren, bewusst oder unbewusst , in die Texte ein. Wenn wir uns wieder etwas davon lösen können, werden wir neues entdecken, in der Welt der Fantasie.

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