Saigels Irr(e)lichter – Zeit zum Schreiben

Schreiben ist schön, aber es gibt Tage, Monate, ja sogar Jahre im Leben eines jeden Hobbyautors, in denen er nichts zu Papier bringt. In dieser Zeit fehlt die Zeit. So sitzt der eine oder andere von uns schon seit Jahren an einem Projekt und fragt sich, ob es wohl irgendwann noch einmal fertig wird. Denn das Leben, Beruf und Familie vereinnahmen uns und lassen phasenweise unser Hobby in den Hintergrund treten.
Wer hat sich nicht schon gewünscht, einmal in den Schreiburlaub zu fahren? Ganz allein, einfach nur schreiben und essen und schlafen.
Meiner Erfahrung nach ist die Zeit zum Schreiben jedoch trügerisch: Sie blockiert mich.
Am besten kann ich schreiben, wenn ich ausgelastet bin. Denn das Schreiben ist nicht die Arbeit, sondern das Ventil. Erlebe ich nichts und verbringe Tage ohne Input, ist es im Grunde logisch, dass mir die Textproduktion schwerer fällt.
Optimale Bedingungen, ein Buch zu schreiben, sind für mich persönlich folglich tatsächlich nicht in ausschließlicher Zeit zum Schreiben begründet.
Meinem Gefühl nach muss ein Text nicht zwangsläufig in einem großen Zeitfenster entstehen, um Qualität zu liefern. Sicher, bestimmt gibt es ein Beispiel, dass einen der ganz großen Schriftsteller zeigt, der ausschließlich schrieb oder immer noch schreibt. Jedoch wird auch dieser wohl eine relativ große Bandbreite an verschiedenen Texten in seinem Repertoire finden. So liegt der Ausgleich also in der Themenwahl.
Zu wenig Zeit fürs Schreiben ist also meiner Meinung nach nicht direkt das Problem eines Hobbyautors, sondern die wahre Schwierigkeit liegt in zu viel Zeit und die Anforderung an sich selbst, den Fokus zu behalten.

So gibt es also die Phasen in meinem Leben, in denen mir die Zeit zu der Aktivität des Schreibens fehlt. Das bedeutet, dass ich zu beschäftigt bin, um ein Fenster zu finden, in dem ich mich am Tag an den Schreibtisch setzen kann, um zu schreiben. Dann gibt es die andere Phase, die zwar sehr viel Zeit für das Schreiben übrig lässt, dann aber zu Frustration führt, weil ich im Vergleich tatsächlich nur sehr wenig aufschreibe.

Wie sonst auch im Leben, zählt hier also für meine Begriffe die Balance. Wenn mein Leben im Gleichgewicht ist und ich den Tag über mit anderen Dingen ausgelastet bin und dann letztendlich ein paar Stunden zum Schreiben finde, dann fließt der Text am besten. Ein Selbstexperiment hat bereits gezeigt, dass mehr Zeit das Textergebnis nicht beeinflusst. Ich käme genauso weit wie an einem ausgefüllten Tag.

Die Disziplin, mich professionell einem Projekt zu widmen, worunter ich das mehrstündige Schreiben an ein und demselben Projekt über mehrere Monate, bis es fertig gestellt ist, fehlt mir also offensichtlich. Dennoch bin ich davon überzeugt, meinen Weg gefunden zu haben, und lerne gerade, die Zeit nicht überzubewerten.

Eure Saigel

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