Toxische Männlichkeit #diverserdonnerstag

Toxische Männlichkeit  (auch „giftige Männlichkeit“) ist eine Bezeichnung für ein Verhalten von Männern, das als schädlich für die Gesellschaft oder Männer selbst gesehen wird. (Wikipedia)

Ich denke da vor allem an Historische Romane, in denen die Männer mit Frauen Dinge tun dürfen, für die sie heute ins Gefängnis kämen. Mir fallen die umstrittenen Bad Boys ein und ich frage mich, inwieweit das je nach Genre seinen Platz haben darf und haben soll und wo sich dringend etwas ändern muss.

Persönliche Erfahrungen

Als Transmann habe ich selbst rund dreißig Jahre lang in der für mich falschen, also der weiblichen Geschlechtsrolle gelebt. Ich kenne das also ein bisschen von beiden Seiten.

Ganz deutlich war es während der Kochlehre in der Hotelküche zu spüren: Frauen hatten da nicht wirklich etwas zu suchen. Die taugten als Kaltmamsell und durften das Frühstück zubereiten. Ich hatte eine Kollegin, deren Job genau das war und die ich regelmäßig zu vertreten hatte. Das war es dann auch. Ich lernte nichts und fiel durch die Prüfung. Und wenn ein Mann eine der Frauen unsittlich anfasste, dann waren sie es selbst schuld aufgrund der Wahl ihrer Kleidung. Diesen Eindruck gewann ich dort.

Mir selbst ist es passiert, dass ich von Männern (Kollegen!) an den ohnehin schon ungeliebten Brüsten begrabscht wurde und mir blieb nichts anderes, als mich zur Wehr zu setzen durch das berühmte Knie in die Kronjuwelen. Danach war Ruhe. Putzen auch am Arbeitsplatz meines Vorgesetzen war weiterhin meine angestammte Rolle.

Angezeigt habe ich niemanden. Ich wüsste allerdings auch nicht, dass jemals eine Kollegin einen Kollegen begrabscht hat. Ich fürchte, ich bin durch diese Erfahrungen etwas abgestumpft für Verbalinjurien.
Ich muss dazu sagen, dass ich später einen anderen Betrieb kennenlernte, in dem man mir als Mensch und mit Respekt begegnete.

Die Sozialisation in der weiblichen Geschlechtsrolle hat Folgen

In der männlichen Geschlechtsrolle fühle ich mich heute noch gelegentlich unsicher darüber, welches Verhalten von mir denn nun eigentlich erwartet wird. In der Psychiatrie habe ich erlebt, dass von mir offenbar eine Gewaltbereitschaft erwartet wird, über die ich nicht verfüge. Mir scheint es an Durchsetzungsvermögen zu mangeln, ich bin zu weich, zu einfühlsam und interessiere mich nicht für Fußball, Bier und Autos.
Damit zähle ich aber bewusst Klischees auf, an denen ich mich orientiert habe, auf deren Grundlage ich argumentiert habe, um die Gutachter zu überzeugen. Ich habe nie mit Puppen gespielt, mich nie geschminkt, usw. Als ob das einen Mann ausmacht. Doch dazu mehr, wenn es um das Thema trans* geht.

Fakt ist: Aufgrund der Art, wie ich sozialisiert wurde, werde ich heute in Gesprächen untergebuttert, weil ich zu zurückhaltend bin und den Leuten nicht ins Wort fallen will. Als „Frau“ war ich übrigens nicht zurückhaltend genug …

Umgang damit in meinen Geschichten

In meinen Geschichten sind die Männer eher Softies (wobei ich den Begriff eigentlich schon wieder abwertend finde, aber mir fällt kein besserer ein), jedenfalls legen sie keine Gewalt gegenüber Frauen an den Tag.

Mark aus meinem Roman mit dem Arbeitstitel Der Genesungsbegleiter ist anders als ich in der Lage, Gruppen zu leiten und es macht ihm Freude (er ist Rollenspieler). Er löst Konflikte verbal auf und ist als ruhiger Zuhörer auf Deeskalation bedacht. Sein Vater hält ihn für ein Weichei, weil Mark nicht hart genug sei. Mit seiner Freundin Linda geht er durch dick und dünn. Beim Flirten ist er anfangs etwas unbeholfen. Einer seiner Kollegen sieht ihn ihm Konkurrenz, er selbst ist auf Kooperation aus.

Dennis aus meinem zweiten Großprojekt mit dem Arbeitstitel Schwuppenplanschen ist introvertiert und wie ich hochsensibel. Er ist viel zu konfliktscheu, um jemand anderen anzugehen. Eher würde er Gewalt gegen sich selbst richten … Er traut sich anfangs nicht, seinen Schwarm anzusprechen und auch er hat eine beste Freundin, die mit ihm Pferde stehlen würde. Ihre Hilfe braucht er auch, weil er häufig überfordert ist.

Nicht alle Geschichten müssen politisch korrekt sein

In Historischen Romanen sollen sich auch die Herrschaften in den Nebenrollen wie Arschlöcher aufführen dürfen. Im Nackenbeißer soll die einvernehmliche Gewalt gerne aneinander ausgeübt werden dürfen und entsprechend bestraft werden. Insbesondere bei Jugendbüchern würde ich jedoch darauf achten, dass meine Romanhelden auch Vorbilder sind und alle Geschlechter respektvoll miteinander umgehen lassen. Bei Thrillern verstehe ich nicht, warum die Täter fast ausschließlich Männer sind. Und dann so oft psychisch krank! Letzteres ist wiederum ein anderes Thema.

Was ist eigentlich mit toxischer Weiblichkeit?
Wäre das nicht, wenn Frauen sich so verhalten, dass sie sich selbst oder der Gesellschaft schaden? Ist die Protagonistin / Mutter in Deinem Roman Hausfrau, die sich um die Kinder kümmert oder ist sie alleinerziehend, kinderlos oder teilt sie sich die Care-Aufgaben? Ist sie eine Karrierefrau, die sich exakt dem Verhalten der ausschließlich männlichen Kollegen angepasst hat?

Der Hashtag #diverserdonnerstag wurde ins Leben gerufen von equalwritesde. Zuletzt: Inklusiver ins neue Jahr

Euer Ingo S. Anders

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