Verbrannte Füße schleifen auf dem Asphalt. Die Luft ist stickig, Benzin kreist um die Nase des Humpelnden. Pralle Sonne peinigt ihn, will ihn versengen, seine Haut kochen und mit tausend feinen Nadeln langsam und schmerzvoll abziehen. Irgendwo in der Weite des blauen Himmels kreist ein verlorener Aasgeier, der letzte seiner Art, denn Aas gibt es schon lange nicht mehr. Das Leben ist fort, geblieben ist die Hitze, der chemische Geruch, der längst begrabene Tod.
Doch er kämpft. Er läuft noch, arbeitetet sich voran, auf dieser einst viel befahrenen Straße, die damals Grundlage für seinen Lebensunterhalt war und heute offenbar den letzten, seidenen Faden seines schmächtigen Lebenswillen in den Händen hält. Verbissen, mit aufgeplatzten Lippen, gerunzelter Stirn und starren Augen verheißen seine Züge dennoch einen Funken, den die letzten Jahre und Katastrophen, Verluste und Tragik nicht auslöschen konnten. Noch nicht. Denn er läuft weiter. Und auch wenn er noch nicht der letzte seiner Art ist, ist er womöglich der Letzte, der das Wort der Hoffnung noch auf den Lippen trägt. Eine Welt, die dem Untergang zugeneigt, noch einen letzten Atemzug nimmt und ihn von hinten in den Rücken bläst, um dem Respekt zu zeugen, der in Bewegung bleibt. Da ohne Bewegung, das Leben nicht ist.
Gelangweilt schaltet sie den Fernseher aus. Sie empfindet nichts. Mit einem Klatschen schiebt das Sofa sie auf den Rollstuhl, der sich selbstständig mit ihrem Gehirn verknüpft. Starren Blickes fährt sie zum Kühlschrank und lässt sich ein Burgermenü servieren. Der Roboter füttert sie, dann lässt sie sich ins Bett legen und nimmt die letzte Pille für diesen Tag, die ihre Träume unterdrücken. Gleichgültig starrt sie an die Decke aus nacktem Beton, bis ihr die Augen zufallen und sie der Nebel in einen sterilen Schlaf begleitet.