Depression #diverserdonnerstag

Die Depression ist eine psychische Störung bzw. Erkrankung und wird von der Psychiatrie den affektiven Störungen zugeordnet. Typische Symptome einer Depression sind gedrückte Stimmung, häufiges Grübeln, das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und ein verminderter Antrieb.

So weit (und weiter) die Wikipedia.

Persönliche Erfahrungen mit der Depression

Leider habe ich mehr als genug Erfahrung mit rezidivierenden (wiederkehrenden) depressiven Episoden.
Kurz: Depressionen sind mir nicht fremd. Gelernt habe ich über die Jahre, dass jede Depression anders ist, dass man sie aber doch früher oder später als solche erkennt. Je mehr Erfahrung man hat und je mehr man sich mit seinen Frühwarnzeichen auseinandersetzt, desto eher.

Irgendwann habe ich dann auch mal einen Psychiater kennengelernt, aber auch erst, nachdem ich – wegen trans* – einen Psychotherapeuten aufsuchen musste. Damals war ich an einem Punkt, an dem ich auch Suizidgedanken hatte, die mir Angst machten. Diese war die erste depressive Episode, die bei mir offiziell festgestellt wurde, daher lautete damals die Diagnose „unipolare Depression“. Dies war die einzige Phase, in der ich auch Antidepressiva nahm.

Zehn Jahre danach wurde bei mir eine bipolare Störung festgestellt, dazu mehr im nächsten Beitrag in dieser Reihe. Während meiner Genesung davon habe ich mir ein soziales Netzwerk aufgebaut, das mich auffängt, wenn ich mal strauchle. Da sind Menschen, die mir zuhören, wenn ich Austausch brauche. Anfangs taten sie es für Geld (Stichwort Ambulante Sozialpsychiatrie, kurz ASP), inzwischen habe ich andere als Freunde gewonnen.

Wie fühlt sich eine Depression an?

Es gibt Tage, an denen komme ich nicht aus dem Bett. Es gibt Nächte, in denen kann ich nicht schlafen. Häufig bin ich niedergeschlagen, ohne dass es einen konkreten Auslöser dafür gegeben hat. Ich habe Schwierigkeiten, mich aufzuraffen. Ich brauche manchmal zwanzig Minuten, um mir die Socken anzuziehen, weil ich mit meinen Gedanken abschweife und zu jeder Bewegung unfähig bin, wie gelähmt in diesem Moment.

Oft glaube ich, ich sei es nicht wert, dass … [sich ein Arzt/Freund Zeit für mich nimmt |jemand meine Texte probeliest | man mich unentgeltlich berät, ohne dass ich mich dadurch zu einem Kauf verpflichte | man mich liebt | … ]

Verlust der Libido und Freudlosigkeit sind weitere Symptome. Freudlosigkeit bedeutet, dass man unfähig ist, Freude zu empfinden an etwas, das einem sonst Freude macht. Man verliert auch das Zeitgefühl, d.h. es kommt einem so vor, als sei das eigene Leben immer schon scheiße gewesen und werde sich auch nie bessern. Und wenn man das nicht weiß, dann ist das fatal.

Wie wirkt sich das aufs Sozialleben aus?

Beziehungen aufrechtzuerhalten fällt mir schwer, weil ich mich oft zurückziehen muss. Dann wieder habe ich Hemmungen, mich zu melden nach so langer Zeit und bin nicht sicher, ob ich gerade schon wieder hypoman bin. Ständig muss ich mich selbst überwachen, um nicht aus dem Rahmen zu fallen.

Bin ich dann dabei, dann habe ich oft Schwierigkeiten, mich ins Gespräch einzubringen, weil ich mich a) nicht aufdrängen will und b) niemandem ins Wort fallen will. Ich bin oft hin- und hergerissen, wie viele meiner Sorgen ich mit wem teile, da ich niemanden überfrachten will und auch nicht den Eindruck erwecken will, ich sei ein Jammerlappen.

Total nervig finde ich, wie häufig man mir sagt, ich hätte zu hohe Ansprüche (und sei deshalb unzufrieden mit mir).

Umgang damit in (meinen) Geschichten

Wie ihr wisst, ist Mark aus Der Genesungsbegleiter jemand, bei dem ebenfalls eine bipolare Störung diagnostiziert wurde. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Birnbaum, nicht wahr?
Ihn stelle ich als jemanden dar, der seine Krankheit im Griff hat, medikamentös gut eingestellt ist.

Bei Lena dagegen ist noch alles offen. Sie leidet das erste Mal unter einer Depression und lernt erst, mit sich anders als bisher umzugehen.

Dont’s

Mir ist dabei wichtig, Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht als ausschließlich defizitär darzustellen. Viele glauben, wir seien zu weniger Leistung fähig. Tatsächlich leisten wir aber mehr, um dasselbe Ergebnis zu erzielen. Wenn ich eine depressive Episode habe, dann habe ich eine Depression und ich leide auch darunter, aber ich bin nicht meine Depression.

Und ich finde es ehrlich gesagt echt lästig, wie einem permanent „professionelle Hilfe“ angedient wird, nur weil man seine Depression offenbart. Aus meiner Sicht ist das nur ein Abwälzen der Verantwortung an andere, die die Last schultern sollen, bestenfalls Ausdruck eigener Hilflosigkeit und Überforderung.

Das kann helfen, wenn du unter einer Depression leidest

In manchen Situationen hilft es mir, Tagebuch zu schreiben. Vor allem dann, wenn ich glaube, das darf ich niemandem anvertrauen, nicht einmal meinem Therapeuten oder meiner Ärztin. Das entlastet mich dann. Es ist mir allerdings auch schon mal passiert, dass ich mich immer tiefer reingesteigert habe und mich dadurch dann noch schlechter fühlte.

Am wichtigsten war für mich, mich eingehend über das Thema zu informieren. Fachkräfte nennen das Psychoedukation, wenn sie die Patienten über ihre Krankheit unterrichten.

Gedanken werden zu Gefühlen

Tipp: Achte auf deine Gedanken. Beim Schreiben macht man das automatisch, weil man sie ja vor sieht. Lerne, deine Gedanken zu lenken, hin zu einem positiven Fokus. Das Schreiben von Geschichten oder Textfragmenten (Blogartikeln …) ist da eine gute Übung. Dabei geht es dann aber nicht darum, irgendetwas zu korrigieren oder perfekt zu formulieren.

Nur: Sei liebevoll mit dir (das mag unglaubwürdig klingen, fiel mir auch anfangs sehr schwer), sei nachsichtig, wertschätze dich wie du bist und erkenne deine Erfolge an. Es kann helfen, wenn du dir jemanden suchst, der dir sagt, dass du das darfst, der dich dazu einlädt, das zu tun. (Stichwort: Glaubenssätze)

Achtung: Was ich dir vorgeschlagen habe, hat mir geholfen. Das ist keine Garantie, dass es dir auch hilft. Für dich kann etwas goldrichtig sein, was für mich grundfalsch wäre und umgekehrt. Finde also heraus, was für dich richtig ist. Auch das kannst du gerne mit Unterstützung tun.

Der Hashtag #diverserdonnerstag wurde ins Leben gerufen von equalwritesde.

Euer Ingo S. Anders

Mein Blog. Folgt mir auch auf Instagram!

One Reply to “Depression #diverserdonnerstag”

  1. Vielen Dank Ingo für diesen Beitrag!
    Ich bin überzeugt, dass Deine Geschichten, Deine Eigen-Erfahrungen noch mehr Leser benötigen, damit jeder mit derselben Historie sich wiedererkennt und für sich das beste daraus hervorholt.
    Natürlich wirst Du über alle meine Kanäle verbreitet werden, Du bist kein professioneller Beschreiber von Diagnosen und Lebenseinschränkenden. Du schreibst als Betroffener und ich kann Dich als „Außenstehender“ nur unterstützen, allerdings lange nicht fühlen, was Du und viele andere spürst und erleidest.
    Bleib so – stark und so offen im Umgang mit Deinen täglichen Herausforderungen.

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