Vom Schulheft zur SSD

Wie alle in meinem Alter, habe ich im Laufe meines Lebens einen rasanten Technologiewechsel miterlebt.

Meine Oma heizte und kochte noch mit Holz und Kohle. Es gab zwei Öfen im Haus, einen in der Küche, auf dem wurde auch gekocht, der andere stand im 1. Stock im Stübchen. Die restlichen Räume wurden auch im Winter nicht beheizt. Das Haus meiner Großeltern war modern. Für die menschlichen Bedürfnisse musste man nicht über den Hof. Es gab eine Toilette im Haus.

Als ich acht Jahre alt war, kauften meine Eltern einen Fernseher. Es gab damals überschaubare drei Programme, die den größten Teil des Tages lediglich ein Testbild sendeten.

Fünf Jahre später wurde ein Telefon in unserer Wohnung installiert. Ohne triftigen Grund, einfach mal so telefonieren, das durfte ich nicht. Das war viel zu teuer. So bin ich auch weiterhin, wie vorher schon, zum Bahnhof gelaufen und habe in der gelben, nach Schweiß oder Üblerem riechenden Telefonzelle mit meiner Freundin geplaudert. Ein großer Teil meines Taschengeldes verschwand damals im gierigen Schlund des Münztelefons.

1981 habe ich mir meinen ersten Computer gekauft. Einen Commodore 64, wegen seiner Form auch liebevoll Brotkasten genannt. Mit dem C64 versuchte ich mir die Grundlagen des Programmierens anzueignen, was ich aber bald aufgab, da meine Freunde das schon viel besser konnten und mir auch jederzeit begeistert halfen. Fortan benutzte ich meinen Computer vorwiegend zum Spielen. Das mache ich übrigens auch heute noch gerne, mittlerweile aber an einem etwas neueren Modell. Was mein Commodore aber im Gegensatz zu denen meiner Freunde recht bald hatte, war ein gutes Textverarbeitungsprogramm.

1983 bekam ich die im Jahr zuvor als Weltneuheit angepriesene erste elektronische Reiseschreibmaschine der Welt. Eine Olivetti-Typenradmaschine, Praxis 35. Im schwarzen Plastikkoffer verpackt hatte sie annähernd die Maße eines Kinder-Trolleys, sie war etwas breiter, dafür nicht ganz so hoch. Und ihr Gewicht entsprach dem eines Kleinkindes. Da das Tippen auf dieser Maschine im Vergleich zu den damals üblichen mechanischen Schreibmaschinen wirklich mühelos war, schrieb ich darauf innerhalb einiger Wochen nicht nur meine eigene Diplomarbeit, ich tippte zusätzlich noch die Arbeiten von zwei Freunden ab.

Hatte ich in meiner Kindheit noch mit dem Kassettenrekorder vor dem Radio oder dem TV gesessen und mit dem Mikrophon Musik aufgenommen, kam dann bald der VHS-Videorekorder. Etwas später wurde der Plattenspieler durch den CD-Player ersetzt und der VHS-Rekorder durch einen DVD-Player oder Festplattenrecorder. Und mein guter alter Commodore? Der ist längst einem schönen, flachen Notebook gewichen.

Wahnsinn eigentlich, oder?

Als Kind schrieb ich meine Geschichten mit dem Füller in ein altes Schulheft, heute tippe ich sie in mein Textverarbeitungsprogramm und speichere sie auf der Festplatte. Der Spaß, den ich damals daran hatte, meine inneren Welten festzuhalten, der ist mir geblieben, auch wenn sich das Medium rasant verändert hat.

Was fasziniert mich so am Schreiben?

 Unter anderem die Freude, der eigenen Fantasie Raum zu geben. Im Geiste eine ganze Welt zu erschaffen, sie mit den unterschiedlichsten Kreaturen zu bevölkern und dann mit einer spannenden Handlung zu verweben. Über viele Jahre hinweg habe ich Texte begonnen, jedoch kaum einen davon beendet. Dem selbstverliehenen Titel „Königin der Anfänge“ wurde ich Hunderte von Malen gerecht, das meiste davon existiert nicht mehr.

Für ein Publikum schreiben?

 Darüber habe ich nicht einmal nachgedacht. Ich war  der einzige Schreiberling in meinem Umfeld und Schreiben, das war sicherlich 35 Jahre meines Lebens lang etwas, das nur mir gehörte, weshalb ich es auch sehr bewusst geheim hielt. Vermutlich wäre es heute noch so, wäre ich nicht im Internet auf andere Geschichtenerzähler gestoßen. Der Schritt vom geheimen Kämmerchen direkt hinein ins World Wide Web fiel mir weit weniger schwer, als ich dachte.

 Und nun also ein Schreib-Blog?

 Das ist noch einmal eine neue Erfahrung, das Schreiben für Menschen, die mir völlig fremd sind. Die ich nicht einmal mit einem Nick oder durch ihre eigenen Geschichten kenne. Einen gesunden Respekt davor habe ich schon, aber es überwiegt die Freude auf und über dieses Experiment zusammen mit den anderen aus dem Team der Schreibkommune.

Und wer ist die nun, die da schreibt?

Eliane,

lesebegeistert, schreibsüchtig, technikaffin,

introvertiert, achtsam, mit schrägem Humor ausgestattet,

zweifache Mutter, mittlerweile Oma

„Best Ager“

2 Replies to “Vom Schulheft zur SSD”

  1. Hallo Eliane, mir gefällt deine Geschichte und vieles davon kenne ich natürlich auch. Ich habe mir ein Jahr später – 1982 eine Amstrad CPC464 gekauft. Ich telefonierte meistens nur Nachts, denn dann war es billiger. Nur einmal als ich mit meiner „zukünftigen“ Freundin gequatscht habe bekam ich Ärger, da standen 3 Stunden auf der Abrechnung – gab zwar Ärger, aber ich hatte dann eine Freundin.

    Ich freue mich darauf mehr von dir zu lesen.

    Grüße
    Andre

  2. Hallo, Eliane!
    Vieles von dem, was du beschrieben hast, kenne ich aus eigener Erfahrung.
    Eine Kindheit ohne Fernseher, ohne Handy ohne PC…. heute undenkbar.
    Und dennoch betrachte ich es als eine Freiheit, die wir hatten.
    Grüße
    Rebecca

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