Schwarzes Stundenglas – von Saigel

Schwarz. Schwarz sind die Hügel auf denen ich wandere, schwarz ist das Kleid, das ich trage. Schwarz sind meine Schuhe, schwarz sind meine Augen, meine Haare, meine Wimpern, meine Seele. Die Hügel verdecken mir die Sicht auf das, was hinter ihnen liegt. Zu gerne wüsste ich, wann diese Wanderung ihr Ende findet. Doch hier bin ich, verdammt wie Sisyphos. Meine Schuhe graben sich mit jedem Schritt weiter in das Schwarz der Hügel, das nicht fest und auch nicht flüssig wie aufgewirbelte Nebelschwaden um mich herumwabert, mir das sagt, was ich nicht wage zu hören: „Es wird mich verschlingen“. Das Schwarz.

Ich laufe weiter. Kann noch nicht glauben, dass es alles sinnlos war, das Leben, die Liebe, das Wichtige, das was mir Sinn im Dasein gab. Meine Sturheit ist noch bei mir, so viel steht fest, denn ich möchte wissen, was nach den Hügeln kommt. Ich möchte wissen, ob sich der Weg lohnt. Ob sich gar meine Hoffnung erfüllt, sie alle wieder zu sehen. Die Farben, die mein Leben lebenswert machten.
Die Kinder, tosende bunte Kleckse, mal blau wie die Ruhe, mal rot vor Zorn und dann wieder gelb oder grün, oder wie Mischfarbe, die mal stärker in das eine und dann wieder in das andere umschlägt.
Dann Herbert. Rot wie die Liebe, aber auch rot wie die größte Wut, die ich je gespürt habe. Und Anne, so grün, wie die Eifersucht sein kann und so strahlend gelb, wie die reinste, liebste Freundschaft. Mein kleines Enkelkind, so weiß und pur, so wunderschön.
Wie kann es sein, dass ich noch immer schwarz sehe? Wie lange dauert es zu sterben?

Weiter und weiter führt dieser Weg. Seltsam weich, angenehm kühl. Dieses Schwarz, es ist undurchdringlich. Dennoch ängstigt es mich nicht. Vor mir sehe ich den Treibsand, irgendwo führt auch er hin. Er rieselt tief unten durch die schmale Taille des Stundenglases. Kleine, wabernde Tropfen füllen den bauchigen Glastrog, perlen an den Wänden ab, hinterlassen keine Spuren. Jeder dieser Hügel ist ein Stundenglas. Doch habe ich das Meine wohl noch nicht erreicht. Ich frage mich, welcher Mensch ich gewesen sein musste um durch dieses hier, oder das dort hindurchzurieseln. Welche Materie ist der Meinen am ähnlichsten, in welcher kann ich mich auflösen, mich der undurchdringlichen schwarzen Masse anpassen, mit ihr verschmelzen. Eins werden. Um später, wieder umgedreht, in anderer Form zurückzurieseln? Vielleicht vollkommen anders, mein Schwarz vermischt mit dem der anderen. Es ist nur geliehen, mein Schwarz. Es ist nicht meines. Es ist ein kleiner Teil von etwas, das ich nicht sehen kann. Ich muss die Hügel überwinden. Ich muss es sehen. Wo sind die Farben?

Schwarz. Schwarz sind die Hügel auf denen ich wandere, schwarz ist das Kleid, das ich trage. Schwarz sind meine Schuhe, schwarz sind meine Augen, meine Haare, meine Wimpern, meine Seele. Die Hügel verdecken mir die Sicht auf das, was hinter ihnen liegt. Zu gerne wüsste ich, wann diese Wanderung ihr Ende findet. Doch hier bin ich, verdammt wie Sisyphos. Meine Schuhe graben sich mit jedem Schritt weiter in das Schwarz der Hügel, das nicht fest und auch nicht flüssig wie aufgewirbelte Nebelschwaden um mich herumwabert, mir das sagt, was ich nicht wage zu hören: „Es wird mich verschlingen“. Das Schwarz.

Ich laufe weiter. Kann noch nicht glauben, dass es alles sinnlos war, das Leben, die Liebe, das Wichtige, das was mir Sinn im Dasein gab. Meine Sturheit ist noch bei mir, so viel steht fest, denn ich möchte wissen, was nach den Hügeln kommt. Ich möchte wissen, ob sich der Weg lohnt. Ob sich gar meine Hoffnung erfüllt, sie alle wieder zu sehen. Die Farben, die mein Leben lebenswert machten.
Die Kinder, tosende bunte Kleckse, mal blau wie die Ruhe, mal rot vor Zorn und dann wieder gelb oder grün, oder wie Mischfarbe, die mal stärker in das eine und dann wieder in das andere umschlägt.
Dann Herbert. Rot wie die Liebe, aber auch rot wie die größte Wut, die ich je gespürt habe. Und Anne, so grün, wie die Eifersucht sein kann und so strahlend gelb, wie die reinste, liebste Freundschaft. Mein kleines Enkelkind, so weiß und pur, so wunderschön.
Wie kann es sein, dass ich noch immer schwarz sehe? Wie lange dauert es zu sterben?

Weiter und weiter führt dieser Weg. Seltsam weich, angenehm kühl. Dieses Schwarz, es ist undurchdringlich. Dennoch ängstigt es mich nicht. Vor mir sehe ich den Treibsand, irgendwo führt auch er hin. Er rieselt tief unten durch die schmale Taille des Stundenglases. Kleine, wabernde Tropfen füllen den bauchigen Glastrog, perlen an den Wänden ab, hinterlassen keine Spuren. Jeder dieser Hügel ist ein Stundenglas. Doch habe ich das Meine wohl noch nicht erreicht. Ich frage mich, welcher Mensch ich gewesen sein musste um durch dieses hier, oder das dort hindurchzurieseln. Welche Materie ist der Meinen am ähnlichsten, in welcher kann ich mich auflösen, mich der undurchdringlichen schwarzen Masse anpassen, mit ihr verschmelzen. Eins werden. Um später, wieder umgedreht, in anderer Form zurückzurieseln? Vielleicht vollkommen anders, mein Schwarz vermischt mit dem der anderen. Es ist nur geliehen, mein Schwarz. Es ist nicht meines. Es ist ein kleiner Teil von etwas, das ich nicht sehen kann. Ich muss die Hügel überwinden. Ich muss es sehen. Wo sind die Farben?

Schritt um Schritt. Schwarz auf schwarz. Ich kann nicht mehr. Meine Füße sind so schwer wie Blei. Die Luft um mich herum beginnt zu flimmern. Mein Herz pocht aufgeregt Blut durch den erschöpften Körper. Versucht das Schwarz mit kräftigem Rot zu vertreiben. Es hilft nichts. Geronnenes Blut, totes Blut ist schwarz.
Ich schleppe mich weiter. Es muss hier sein. Gleich nach dem nächsten Hügel. Ich kann es sehen. Ein helles Licht. Meine Sicht verschwimmt. Der helle Reflex des letzen Blickes gaukelt mir vor, dass ich angekommen wäre. Gleißende Schwärze umfängt mich. Ich falle zu Boden. Knie tief in den wabernden Nebel, der mich gleichgültig umfängt. Die Endgültigkeit erfasst mich und plötzlich erkenne ich die guten Seiten an der Farbe schwarz. Ihre Eleganz, ihre Fragilität, ihre kühle Sanftheit, die mich umfängt wie feine Seide. Dann kann ich sie spüren. Meine Farbe, meine Kleckse, meine Töne. Sie explodieren um mich herum, gehen auf in der Schwärze, die sie verschlingt und zu einem Teil von sich selbst macht. Tausende, millionen Pigmente in blau, gelb, grün, rot, violett, braun, orange, beige und rosa tanzen hell und dunkel, glänzend und matt in wilden Kreisen wie in Aufregung gebrachte Staubkörner durcheinander. Sie tanzen und tanzen und tanzen, bäumen sich auf, wie eine Welle, tosen in den schönsten leuchtenden Farben und verblassen allmählich, werden wieder zu Schwarz, das das Leben lediglich verbirgt aber nicht ganz und gar auslöscht.
Ich bin angekommen. Lasse mich kinderleicht hindurchsickern, fühle mich vollständig, nicht mehr beschränkt zu sein auf die wenigen Pigmente, die mein vergangenes Leben ausmachten. Es ist schön wieder die Ganzheit zu spüren. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich das Stundenglas dreht.

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