Korrekturen 30

30.Teil – Die letzte Flucht (6/6) – Letzter Teil des Romans

Khendrah verspürte eine Angst, wie sie sie noch niemals zuvor empfunden hatte. Sie fühlte sich hilflos. Was, wenn Zeno sich verrechnet hatte, oder wenn sie durch Ralph zu lange aufgehalten worden waren?
Ihr Blick wanderte wieder zum Display der Jahreszahlen, die sich quälend langsam auf das Jahr 2011 zu bewegten. Ein lautes Knirschen kündigte an, dass die Außenwände der Zelle unter einer ungeheuren Belastung standen. Die hintere Wand der Kabine begann, sich zu verformen. Die Halterung einer Energiezelle brach und die Zelle stürzte, wie in Zeitlupe, von der Wand. Im letzten Moment gelang es Khendrah, sie aufzufangen und somit zu verhindern, dass sie auf die bewusstlosen Menschen zu ihren Füßen stürzte. Die Zelle war heiß und Khendrah stieß einen lauten Schmerzensschrei aus, als sie sich an der heißen Hülle der Zelle verbrannte. Mit Tränen in den Augen und zusammengebissenen Zähnen hielt sie die schwere Energiezelle und ließ sie langsam heruntergleiten, bis sie auf ihrem Koffer aufsetzte. Mit einem Ächzen löste sie ihre gemarterten Hände von der heißen Hülle. Ein feiner Riss tat sich in der Hinterwand auf, durch welchen ein unwirkliches Licht schien.
Khendrah zwang sich, logisch zu denken, was ihr angesichts der Schmerzen und ihrer Angst nicht leicht fiel. Wenn wenigstens Thomas wieder bei Bewusstsein wäre. Er hätte ihr die nötige Kraft gegeben, die sie brauchte – doch es half nichts. Es lag nun alles in ihren Händen.
2009! Sie waren nur noch ein einziges Jahr von ihrem Ziel entfernt. Khendrah verstand zu wenig von der praktischen Technologie der Zeitreisen, daher hatte sie keine Vorstellung davon, was geschehen würde, wenn die Energie in den Zellen sich bereits vor ihrer Ankunft am Ziel erschöpfen würde. Sie fürchtete jedoch, dass sie alle sich einfach auflösen würden. Unfähig, sich noch zu rühren, sah sie zu, wie sich der Riss in der Rückwand allmählich verbreiterte und wie rätselhafte Energiefinger wie leuchtende Zungen in den Innenraum hineinleckten. Dort, wo ihre Spitzen etwas berührten, schien sich die Materie einfach aufzulösen. Khendrah hielt ihre Luft an, als einer dieser Energiefinger sich einer der Energiezellen näherte, doch dann war der Spuk vorbei.
Es war still. Das Licht von draußen war verschwunden. Sie blickte auf das Display, welches flackernd »2008« anzeigte. Khendrah konnte es kaum glauben. Sollten sie es tatsächlich geschafft haben? Hektisch machte sie sich an der Türverriegelung zu schaffen, die, im Gegensatz zu ihrer Abreise im Jahre 3500, nun schnell nachgab und ein Öffnen der Tür ermöglichte. Auch diese Tür hatte sich während ihrer letzten Reise verzogen und sie musste all ihre Kraft aufbringen, sie vollständig zu öffnen. Kalte Luft strömte hinein und ließ die frösteln. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie beim ersten Mal hier angekommen war und wie sie gefroren hatte, als sie an diesem Novembertag in die Zeit hinausgetreten war. Auch diesmal fror sie, obwohl sie passender angezogen war. Mit leicht schwankenden Knien trat sie hinaus und sah sofort, dass es gelungen war. Sie kannte diese Straße. Hier war sie schon einmal gewesen. Eine unglaubliche Erleichterung machte sich in ihr breit und ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte, rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal geweint hatte.
»Kindchen, was ist mit Ihnen?«, fragte ein älterer Mann, der mit Einkaufstaschen an ihr vorbeikam. Er blieb stehen und betrachtete sie näher.
»Mein Gott, was ist denn mit Ihnen geschehen?«
Khendrah registrierte den Mann erst jetzt.
»Es ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Wir hatten einen kleinen Unfall.«
»Unfall?«, fragte der Mann und blickte an Khendrah vorbei in die immer noch offen stehende Kabine, in der Jake und Fancan sich zu bewegen begannen.
»Oh mein Gott!«, entfuhr es ihm, »Ist die Fahrstuhlkabine abgestürzt?«
»Nicht wirklich abgestürzt«, antwortete Khendrah beschwichtigend. »Eher ein Stück durchgerutscht und hart aufgesetzt. Es hat uns etwas durcheinandergeschüttelt. Aber keine Angst, es ist uns nichts geschehen. Sie können unbesorgt weitergehen.«
Der Mann ließ sich jedoch nicht beirren und ging an Khendrah vorbei, um den Leuten im Aufzug zu helfen.
»Durcheinandergeschüttelt, was?«, fragte der Mann und gab Jake die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Sind Sie in Ordnung, junger Mann?«
Jake sah ihn fragend an.
»Er versteht kein Deutsch«, erklärte Khendrah, »aber er ist ok.«
Fancan rappelte sich ebenfalls hoch und betrachtete den Mann.
»Wer ist das?«, fragte sie unfreundlich, »Haben wir es geschafft? Wo sind wir?«
»Fancan, beruhige Dich!«, mahnte Khendrah, »Wir sind am Ziel und dieser Mann hier ist einfach ein freundlicher Passant, der uns helfen möchte.«
Ein schriller Alarm ertönte plötzlich aus dem Innern der Kabine.
»Verdammt, die Energiezellen sind verbraucht!«, rief sie und stürzte zu Thomas, um ihn aus der engen Kabine herauszuziehen. Er stöhnte leise, als Khendrah an seinem Arm zog. Der fremde Mann unterstützte sie und gemeinsam brachten sie Thomas ins Freie.
»Wir müssen uns beeilen!«, forderte Khendrah, »Fancan, wir brauchen dich! Jake, schnapp dir die Koffer!«
So schnell sie konnten, schafften sie Giwoon und ihre Koffer ebenfalls ins Freie – keine Sekunde zu früh, denn einen Augenblick später knallte es laut und ein Blitz fuhr aus der Kabine über ihre Köpfe hinweg, jedoch ohne sie zu verletzen. Geblendet schlossen sie ihre Augen und warfen sich auf den Boden. Als sich ihre Augen wieder an die Dämmerung des frühen Abends gewöhnt hatten, sahen sie, dass die Kabine verschwunden war. An ihrer Stelle befand sich eine Glastür, die bereits vorher an dieser Stelle gewesen sein musste.
»Da brat‘ mit doch einer … da war doch vorhin …«, stammelte der Mann. »Was seid Ihr eigentlich für Leute? Das ist doch nicht normal, was sich hier abspielt.«
»Es ist alles in Ordnung«, sagte Khendrah eindringlich, »wir sind ganz normale Leute und wir danken Ihnen recht herzlich, dass Sie uns geholfen haben. Doch nun sollten Sie einfach weitergehen und vergessen, was Sie hier gesehen haben.«
Sie packten sich ihr Gepäck und machten sich auf den Weg. Den Mann ließen sie einfach in seiner Ratlosigkeit stehen. Nach einigen Metern blickte Khendrah noch einmal zurück und sah, dass er noch immer dort stand und ihnen hinterher starrte. Sie war nicht beunruhigt. Selbst, wenn der Mann jemandem von seinen Beobachtungen erzählte, würde man ihm nicht glauben, denn er hatte keinerlei Beweise für seine Behauptung.
Plötzlich fiel ihr etwas ein und sie kehrte noch einmal zu dem Mann zurück.
»Entschuldigen Sie, eine Frage noch: Welches Datum haben wir heute?«
»Den 18. November«, antwortete der Gefragte, »warum fragen Sie?«
»Den 18. November 2008?«, fragte Khendrah erneut.
»Natürlich«, sagte der Mann verständnislos, »was denn sonst?«
»Ich danke Ihnen«, sagte Khendrah lachend, »Sie haben mir wirklich sehr geholfen.«
Sie umarmte den Mann, der nun einen etwas hilflosen Eindruck machte und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend«, sagte sie zum Abschied, dann lief sie schnell zu den Anderen zurück, die in einiger Entfernung auf sie warteten.
»Was war denn noch?«, wollte Giwoon wissen.
»Wir haben den 18. November 2008«, sagte sie – immer noch lachend. »Das ist eine absolute Punktlandung. Wir haben Abend. Das bedeutet, wir sind hier eingetroffen, nachdem unsere früheren Versionen von hier geflohen waren. Es ist, als wären wir nie weg gewesen – jedenfalls auf Thomas trifft das zu.«
»Und was ist daran so erheiternd?«, fragte Thomas.
»Gar nichts«, sagte Khendrah, »ich bin einfach nur total erleichtert, dass es alles so geklappt hat. Jetzt kannst du dein Leben hier in deiner eigenen Zeit weiterführen.«
»Ja, aber was ist mit Euch?«, fragte Thomas, »Irgendwie bin ich doch immer davon ausgegangen, dass Ihr mich lediglich wieder nach Hause bringen wollt – oder müsst – je nachdem, wie man es betrachtet. Aber jetzt kommt doch niemand von Euch wieder hier weg …«
»Du hast es erfasst«, sagte Giwoon trocken, »wir werden ebenfalls bleiben müssen.«
»Hättest Du mich denn wieder gehen lassen?«, fragte Khendrah forschend.
»Ja … äh … nein …«, stammelte Thomas, »ich hätte dich ungern wieder gehen lassen, aber was hätte ich schon tun können? Jeder gehört doch wieder in seine eigene Zeit.«
»Die Zeit ist manchmal schon eine kuriose Sache«, sagte Giwoon, »denn oft ist es nicht so ganz klar, wer in welche Zeit gehört. Du, Thomas, gehörst definitiv hierher. Aber auch Khendrah, Fancan und ich gehören hierher. Meine Mutter hatte sehr gewissenhafte Nachforschungen angestellt. Sie hat den Stammbaum von Gunter Manning-Rhoda zurückverfolgt und dabei festgestellt, dass nicht nur du und Khendrah zu seinen Vorfahren zählt, sondern auch Fancan und ich. Wir werden uns hier einrichten müssen.«
»Soll das jetzt ein schlechter Witz sein?«, fragte Thomas, der es noch immer nicht glauben konnte.
»Ich war dabei, als Symeen, Giwoons Mutter, es erklärt hatte«, bestätigte Fancan, »so wie es aussieht, kommen wir wohl nicht mehr voneinander los.«
Thomas schien erst jetzt wirklich zu begreifen, dass er und Khendrah tatsächlich eine gemeinsame Zukunft haben würden. Lächelnd schloss er sie in seine Arme und küsste sie.
Jake, der die ganze Zeit über dabei gestanden hatte, verdrehte die Augen. Zwar hatte er nicht alles verstanden, weil die Anderen einen Teil der Unterhaltung in deutscher Sprache geführt hatten, doch war ihm wohl klar, dass sich hier für seine neuen Freunde eine Art von Happy End anbahnte.
»Und was ist mit mir?«, fragte er, »Ich gehöre nun wirklich nicht hierher. Soweit ich das sehe, befinden wir uns hier mitten in Deutschland. Ich bin US-Staatsbürger. Ich spreche noch nicht einmal deutsch. Was soll ich hier?«
»Jake, mein Freund«, sagte Fancan, »du hast die Wahl. Wir können veranlassen, dass du in deine Heimat zurückkehren kannst. Du kannst aber auch hier bleiben. Wir haben noch ein paar technische Spielereien aus der Zukunft mitgebracht, die dir helfen könnten, die Sprache schnell zu erlernen. Wir könnten dir auch Papiere anfertigen, die hier in dieser Zeit jeder Überprüfung standhalten. Wir müssen für uns selbst ebenfalls Ausweispapiere anfertigen. Es ist Deine Entscheidung. Du bist jetzt im Jahr 2008. Die Welt dürfte dir liegen. Es gibt noch fast nur Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Mit deinem Wissen von 2014 sollte es dir möglich sein, hier zu überleben.«
»Ihr meint, ich solle hier bleiben?«, fragte Jake.
»Nein, du sollst es einfach selbst entscheiden«, stellte Giwoon klar. »Vielleicht bleibst du eine Weile und lebst dich hier ein. Wir werden dir jedenfalls helfen, so gut es geht.«
»Vielleicht habt Ihr recht«, sagte Jake. »Ich sollte erst einmal deutsch lernen und dann weitersehen. Wenn es Euch nichts ausmacht, bleibe ich erst mal bei Euch.«
»Wie weit gehen Eure Pläne eigentlich?«, fragte Thomas. »Jetzt sind wir alle hier in meiner Zeit. Wisst Ihr, wo Ihr jetzt hingehen werdet?«
Giwoon und Fancan sahen sich entgeistert an. Sie hatten tatsächlich keine Pläne gemacht, die über die Ankunft in 2008 hinausgingen.
Thomas lachte, bis ihm die Tränen kamen. Die Anspannung der letzten Tage fiel endgültig von ihm ab.
»Ich hatte lange Zeit regelrechte Minderwertigkeitskomplexe, weil Ihr mir in jeder Hinsicht überlegen wart. Jedenfalls glaubte ich das. Aber Ihr seid mir im Grund gar nicht so weit voraus. Ihr seid einfach nur Kinder einer anderen Zeit. Ihr ahnt nicht, wie sehr mich das beruhigt. Ihr habt wirklich keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll. Dann will ich jetzt ‚mal die Führung übernehmen … Ich habe ganz in der Nähe eine Wohnung. Leider habe ich meinen Schlüssel verloren, aber da könnt Ihr mir sicher helfen, oder? Lasst uns alle zu mir nach Hause gehen. Ich habe eine Couch, die man zu einem Bett umbauen kann und ich habe auch noch Luftmatratzen. Für heute Nacht sollt Ihr alle meine Gäste sein. Gehen wir erst etwas essen, in einem kleinen Lokal auf der gegenüberliegenden Straßenseite und anschließend zu mir. Was haltet Ihr davon?«
»Als ich zum letzten Mal mit dir hier in deiner Zeit Essen war, war ich anschließend besinnungslos«, gab Khendrah zu bedenken. »Ich habe keine gute Erinnerung daran.«
»Khendrah! Du hattest zu viel getrunken.«
»Man wird hier besinnungslos, wenn man zu viel trinkt?«, fragte Giwoon skeptisch.
»Wenn man zu viel Alkohol zu sich nimmt und es nicht gewohnt ist …«, sagte Thomas.
»Ihr trinkt hier Alkohol?«, fragte Giwoon mit aufgerissenen Augen, »Ihr nehmt Gift zu Euch?«
Thomas schüttelte lachend den Kopf.
»Ja, wir nehmen Gift zu uns«, sagte er, »und wir genießen es sogar. Es ist alles eine Frage der Dosierung.«
Er trat an den Bordstein heran und wartete eine Lücke im Verkehr ab, dann winkte er den Anderen zu, ihm zu folgen.
»Kommt. Das Lokal ist dort drüben – und keine Angst, ich werde Euch nur ein ganz kleines Bisschen vergiften. Ihr werdet Euch daran gewöhnen.«
Thomas griff Khendrahs Hand und zog sie hinter sich her über die Straße. Die Anderen folgten ihnen.
Bevor sie die Tür zum Gastraum öffneten, blieb Thomas noch einmal stehen und blickte Khendrah mit offenem Blick an.
»Du weißt, was du auf dich genommen hast, als du dich entschieden hast, in meiner Zeit zu bleiben?«, fragte er sie. »Bist du dir sicher, das Richtige getan zu haben?«
»Was soll die Frage?«, fragte Khendrah, »Ich bin dort zu Hause, wo du zu Hause bist. Ich bin jetzt eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts, dazu noch eine verdammt hungrige Frau. Was hältst du davon, mir endlich die Feinheiten der Küche von 2008 zu präsentieren?«
Sie sah, dass Thomas sie noch immer forschend anblickte. Er wirkte so unsicher, wie sie ihn in all der Zeit, die sie nun bereits miteinander in der Zeit unterwegs waren und gemeinsam Abenteuer erlebt hatten, nicht erlebt hatte.
»Ja, Thomas, ich bin mir meiner Sache absolut sicher«, fügte sie deshalb noch hinzu und sah, wie er zu strahlen begann.
»Dann lasst uns hier hineingehen und schlemmen, was das Zeug hält«, sagte er, »ihr werdet alle begeistert sein.«
Beherzt öffnete er die Tür und führte die Gruppe ins Lokal hinein. Drinnen erwartete sie eine freundliche, intime Atmosphäre und der Duft von Gebratenem erfüllte den Raum.
»Oh, Herr Rhoda!«, rief ein Mann in einem dunklen Anzug von der Theke her. »Schön, dass Sie wieder einmal hier sind. Ihr Lieblingstisch ist noch frei.«
»Danke, aber ich denke, heute wird dieser Tisch nicht reichen. Ich habe Freunde mitgebracht, die bereits neugierig sind, was Sie uns zaubern können.«
Der Mann im Anzug war der Chef des Lokals und kam zu ihnen. Etwas befremdet betrachtete er die Gruppe, denn sie trugen noch ihre Kleidung aus der Zukunft, die für das einundzwanzigste Jahrhundert etwas befremdlich wirkte.
»Sie wundern sich sicher über unseren Aufzug, nicht wahr?«, fragte Thomas. »Irgendwann erkläre ich Ihnen vielleicht, wie es dazu kam. Aber nicht heute. Heute wollen wir ein wenig feiern. Bringen Sie uns doch bitte eine Flasche von Ihrem trockenen Roten, den ich auch sonst immer trinke.«
»Sie wirken irgendwie … verändert, Herr Rhoda«, sagte der Chef des Lokals, »ich weiß nicht, was es ist, aber …«
»Wahrscheinlich liegt es an meiner Begleitung«, sagte Thomas, »insbesondere an meiner Freundin Khendrah.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen«, sagte der Chef, griff eine Hand von Khendrah und drückte ihr galant einen Kuss darauf.
Sie blickte wie versteinert auf den Mann, ließ es aber geschehen, als sie sah, wie Thomas ihr ein entsprechendes Zeichen gab. Giwoon, Fancan und Jake konnten ihre Erheiterung nur mit Mühe unterdrücken.
»Er ist immer so«, erklärte Thomas, nachdem sie zu einem größeren Tisch geleitet worden waren, »aber er ist schwer in Ordnung. Ich esse sehr häufig hier. Das Essen ist Klasse.«
Der Wein kam und Thomas übernahm es, die Gläser der Anderen zu füllen. Skeptisch nippten sie alle an dem Getränk, bis auf Jake, der seinen Wein in einem Zug hinunterkippte.
»Meinst du, dass ich wieder besinnungslos werde, wenn ich das hier getrunken habe?«, fragte Khendrah Thomas.
Er schüttelte den Kopf.
»Nicht, wenn du nur wenig davon trinkst, mein Schatz. Das dort im Glas enthält zwar Alkohol, aber es ist nicht als Durstlöscher gedacht. Du wirst es noch lernen.«
An diesem Abend wurden noch einige Gläser getrunken. Es wurde gelacht und gescherzt. Noch nie waren sie so ungezwungen gewesen, seit sie sich alle kennen gelernt hatten. An diesem Abend, in diesem Lokal wurden Pläne geschmiedet. Sie beschlossen, sich niemals aus den Augen zu verlieren und sich immer gegenseitig zu helfen. Khendrah und Thomas beschlossen, ebenso wie Fancan und Giwoon, zusammen zu bleiben und Jake wollte erst einmal die Sprache lernen und dann versuchen, in seiner Branche Fuß zu fassen.
Sie, die die zukünftige Geschichte kannten, wussten, dass dies der einzige und richtige Weg war – vor allem jetzt, da sie zum ersten Mal sicher sein konnten, dass es keine Korrekturen mehr geben würde.
Khendrah blickte Giwoon an. „Es ist endgültig vorbei, nicht wahr?“
Giwoon nickte. „Die schrecklichen Manipulationen an der Zeit gehören der Vergangenheit an.“
„Und wir müssen nicht befürchten, dass irgendwo im Strom der Zeit wieder jemand eine Zeitmaschine erfindet, und ein anderer auf die Idee kommt, ein System wie Zeitaufzüge erneut aufzubauen?“
„Wie will man da sicher sein? Vor allem jetzt, wo niemand mehr regelnd eingreift.“
„Es kontrolliert wirklich niemand mehr?“, fragte Fancan. „Was ist mit deiner Familie?“
Giwoon grinste. „Du hast recht. Meine Familie wird Vergehen gegen die Zeit sicher lokalisieren und etwas dagegen tun, aber das wird uns hier unten in der Zeit nicht mehr betreffen.“
Thomas sah ihn fragend an. „Und dir macht es nichts aus, dass du nie wieder Kontakt zu deiner Familie haben wirst?“
„Oh doch, das macht mir etwas aus. Aber ich musste mich entscheiden, und als meine Mutter mir die Zusammenhänge, uns betreffend, dargelegt hatte, fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Aber es ist nicht gesagt, dass die Trennung wirklich endgültig ist. Rein technisch hat man in meiner Heimatzeit durchaus die Möglichkeiten, uns auch hier ausfindig zu machen. Ich weiß aber nicht, ob man das auch tun wird. Die Gefahr einer Zeitmanipulation wäre durchaus gegeben, und ihr wisst ja, wie man bei mir zu Hause darüber denkt.“
Thomas hob sein Glas und sah nacheinander die anderen an. „Erhebt eure Gläser! Lasst uns auf das trinken, das uns alle verbindet: unsere Zukunft!“


Ende


Dies war nun der letzte Teil meiner Romangeschichte „Korrekturen“. Ich hoffe, meinen Lesern hat die Lektüre des Romans Freude bereitet. Sicher war der eine oder andere Fehler noch im Text, wobei ich hoffe, dass dieser Umstand nicht zu Holprigkeiten beim Lesen geführt hat. Es gab halt kein Lektorat … Ihr kennt das sicher.

Es wäre abschließend jedoch nett, wenn ich ein kleines Gesamtfeedback zur Geschichte erhalten würde. Dabei sollte niemand ein Blatt vor den Mund nehmen. Hat es gefallen? Hat es nicht gefallen? Was hat gestört? Ich nehme jegliche Kritik dankend an.

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