Die Zeitreisenden 9

3. Tag der Entscheidung – Teil 2

Sie erhielten jedoch nicht viel Zeit, sich auf die Situation einzustellen, denn plötzlich begann dieses Chaos, sich zu bewegen. Gleichzeitig empfingen sie in ihren Köpfen den übermächtigen Befehl, ihre Waffen zu senken und sich zu ergeben. Aus unzähligen Öffnungen, die vorher noch nicht zu sehen waren, drängten sechsbeinige Maschinen in den Innenraum. Sie brauchten nicht zu überlegen, was das zu bedeuten hatte, denn diese Maschinen feuerten sogleich aus winzigen Strahlwaffen auf sie. Dunns Anzug signalisierte mehrere Treffer, die er jedoch neutralisieren konnte. Dunn feuerte auf die Maschinen und einige von ihnen explodierten in einer grellen Explosion. Auch Sequel und Brungk hatten das Feuer eröffnet und überall gab es Explosionen und Feuer. Die gegnerischen Maschinen waren nicht so widerstandsfähig wie das Türschott und auch ihre Strahlschüsse waren nicht so gefährlich wie erwartet.
Anfangs sah es noch so aus, als könnten sie der Roboter Herr werden, doch immer weitere erschienen und nahmen sie unter Feuer. Die Maschinen mochten zwar einzeln nicht gefährlich sein, doch in der Masse wurden sie zu einem Problem.
Allmählich signalisierten ihre Anzüge Überlastung und Dunn schoss der Gedanke durch den Kopf, was geschehen würde, wenn sein Anzug ausfallen und er splitternackt vor diesen Maschinenmonstern stehen würde. Wild um sich schießend rief er Sequel. »Das wird nichts! Habt ihr keine anderen Möglichkeiten? Ich dachte, ihr bekommt das hier in den Griff, wenn ihr miteinander verschmelzt!«
»Wir brauchen einen Moment, um das zu tun! Wirf ein paar der Granaten, um sie aufzuhalten! Das verschafft uns die Zeit, die wir brauchen!«
Dunn hechtete zu den beiden hinüber und rollte sich ab. Sofort schoss er wieder und riss zwei der Granaten von seiner Hüfte. Er warf sie und gab dem Anzug den Befehl, sie zu zünden. Die Wirkung war verheerend und die Druckwelle warf ihn von den Beinen.
Als er wieder auf den Beinen stand, näherten sich bereits weitere Roboter von allen Seiten, aber Sequel und Brungk standen beisammen und waren von einem roten Leuchten überzogen. Die sich nähernde Armee kam ins Stocken. Vollkommen desorientiert schossen sie in alle Richtungen und dezimierten sich dabei gegenseitig.
Dunn atmete auf. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, sie könnten diese Mission zu einem guten Ende bringen.
»Gebt auf!«, erklang die Stimme wieder in seinem Kopf. »Die Roboter waren erst der Anfang. Der Auftrag darf nicht gefährdet werden.«
Im nächsten Moment spürte Dunn unerträgliche Schmerzen in seinem gesamten Körper. Er konnte keine Angreifer erkennen, doch irgendetwas wurde mit seinem Gehirn angestellt. Aus tränenerfüllten Augen blickte er zu Sequel und Brungk. Sie befanden sich noch immer in dem roten Schimmer, doch ihre Gesichter drückten ebenfalls Schmerz aus. Er konnte sie nicht hören, doch schien es ihm, als würde Sequel vor Schmerz schreien. Sie mobilisierte zusammen mit Brungk ihre letzten Kräfte und Gegenstände begannen, sich von den Wänden zu lösen. Es war, als risse die Hand eines Titanen planlos schwere Metallteile los, die anschließend wie Geschosse durch den Raum flogen. Dunn war sicher, dass es eine der Erscheinungen der Verschmelzung ihrer Persönlichkeiten war. Allerdings schienen sie in gewisser Weise die Kontrolle verloren zu haben, denn ihre Aktivitäten wirkten erschreckend planlos.
Er blickte sich hektisch um. Alles um ihn herum befand sich in Bewegung, aber es wirkte insgesamt einfach nur chaotisch. Er verstand nicht, wieso dieser Kampf zwischen zwei ungemein hoch entwickelten Kulturen in diesem Chaos versank. Natürlich war nicht sicher, dass sie diesen Kampf überleben würden, doch weder die von den Skrii eingesetzten Roboter noch die Maßnahmen von Sequel und Brungk wirkten überlegt und zwingend.
Die Schmerzen ließen ein wenig nach und auch die Stimme in seinem Kopf hatte nicht mehr die zwingende Autorität, wie zu Anfang.
»Gebt auf, und ihr werdet einen schnellen Tod bekommen!«
Die Stimme hatte nicht mehr die ursprüngliche Intensität und Dunns Gedanken ordneten sich. Immer wieder musste er herumfliegenden Gegenständen ausweichen, um nicht verletzt zu werden. Er versuchte zu erkennen, ob die planlosen Angriffe seiner
Freunde beim Gegner Wirkung zeigten, war sich jedoch nicht sicher, ob das der Fall war. Die Helmoptik schaffte es endlich, sich besser an die Lichtverhältnisse innerhalb des Skrii-Würfels anzupassen, und er erkannte im Zentrum des Würfels Öffnungen, die offenbar nicht dazu gedacht waren, weitere Kampfroboter auszuspeien. In geduckter Haltung rannte er zur ersten der Öffnungen und spähte hinein.
Hinter sich hörte er erneut das verräterische Zischen der Strahlschüsse von Robotern. Das Feuer konzentrierte sich allerdings auf Sequel und Brungk, die ihm direkt ausgesetzt waren. Er hoffte, dass der Schutz durch den Anzug ausreichend sein würde. Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Hinter ihm näherte sich ein sechsbeiniger Roboter, der einem anderen Typ angehörte als die Modelle, die sie bisher bekämpft hatten. In den vorderen Gliedmaßen hielt er einen, mit nadelspitzen Stacheln bewehrten Zylinder, mit dem er auf ihn zielte. Im nächsten Moment wurden zahlreiche Stacheln auf ihn abgefeuert, denen er nur durch einen beherzten Sprung entgehen konnte. Hinter ihm krachten die Stacheln mit hellem Klingen in die Wand, vor der er eben noch gestanden hatte, und blieben darin stecken. Verblüfft betrachtete er die metallen schimmernden Stacheln, die tief in das Metall der Wand eingedrungen waren.
Der Roboter schwenkte herum und zielte erneut auf ihn, doch Dunn hatte bereits seinen Destabilisator erhoben und drückte ab. Die restlichen Stacheln zerbarsten in Tausende kleiner Teile und der Roboter war mit einem Schlag unbewaffnet. Er bewegte sich dennoch blitzschnell auf ihn zu, die leeren Vordergliedmaßen drohend erhoben. Dunn brauchte zahlreiche Schüsse, bevor die Maschine ihren Dienst einstellte. Sie musste aus einem ungemein widerstandsfähigen Material bestehen.
Zum ersten Mal hatte Dunn Zeit genug, sich umzusehen. Der Raum, in dem er sich befand, war im exakten Zentrum des Würfels. Die rätselhafte Anlage, die er vor sich hatte, musste demnach die eigentliche Waffe sein – der Auslöser für eine Singularität, die alles verschlingen sollte. Es lief ihm eiskalt über den Rücken, als er daran dachte, das Ende der Menschheit vor sich zu haben. Er versuchte, zu ergründen, wo man Bomben hinterlegen musste, damit sie genügend Schaden anrichteten, um die Waffe außer Gefecht zu setzen. Bald gab er auf, einen Sinn in der Anlage entdecken zu können. Vermutlich musste er einfach seinem Gefühl vertrauen. Hauptsächlich irritierte ihn, dass er in diesem Raum auf so wenig Widerstand traf. War es vielleicht überhaupt nicht der Auslöser der Singularität?
Kampfgeräusche aus dem Vorraum lenkten ihn ab. Hastig rannte er zur Öffnung zurück und blickte hinaus. Seine Freunde hatten inzwischen ihre Verbindung aufgelöst und jeder von ihnen hielt eine Waffe in jeder Hand, die sie ohne Pause abfeuerten. Einige der stachelbewehrten Roboter waren erschienen und kreisten sie allmählich ein. Dunn zielte von hinten auf die Maschinen und eröffnete seinerseits das Feuer. Wie beim ersten Mal half nur Dauerfeuer, sie zu zerstören. Leider gelang es ihnen meist noch immer, ihre Stacheln abzufeuern, und Sequel und Brungk vollführten akrobatische Sprünge, um ihnen auszuweichen. Konnten diese Stacheln den Schutzanzügen wirklich gefährlich werden? Dunn war instinktiv ausgewichen, als der Roboter auf ihn geschossen hatte, aber seine Freunde reagierten genauso und sie sollten die Leistungsfähigkeit ihrer Ausrüstung kennen.
Von der Decke wurden destabilisierende Strahlen abgefeuert, die überall, wo sie auf Materie trafen, eine Wolke Materiestaub zurückließen. Es schien den Rechner der Skrii nicht zu stören, dass jeder Fehlschuss auch Beschädigungen an der Anlage verursachte. Nur direkt bei der eigentlichen Waffe schien Dunn einigermaßen sicher zu sein, denn weitere Roboter waren nicht erschienen und auch Strahlenbeschuss gab es hier nicht. Das Gerät schien also viel zu empfindlich zu sein, um es durch Waffen zu beschädigen.
Dunn überlegte. Seine Freunde hatten draußen genug mit sich selbst und ihrer Verteidigung zu tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie es noch bis zu ihm schaffen würden, war äußerst gering, also musste er selbst etwas tun. Eilig löste er alle Bomben von seinem Anzug. Zum Glück hatte er seine Bomen behalten, als Sequel und Brungk den Eingang freigesprengt hatten. Er wusste nur, wie man sie scharfmachte, nicht aber, was sie anrichten würden. Es blieb keine Zeit, sich damit weiter zu befassen. Er aktivierte eine Bombe nach der anderen und steckte sie in jede Öffnung an der Maschine, die er finden konnte. Als er fertig war, wurde ihm bewusst, dass sie nur noch zwei Minuten Zeit hatten, bevor die Bomben zünden und vermutlich ein Inferno auslösen würden.
Er stürzte zur Öffnung des Vorraums zurück und feuerte, ohne nachzudenken, auf den nächstgelegenen Roboter. Der gesamte Raum war von Materiestaub angereichert und die Sicht schlecht. Sequel und Brungk waren nur noch als Schemen erkennbar. Aus den Augenwinkeln sah er einen der zähen Stachelroboter auf die Schemen seiner Freunde zulaufen.
»Vorsicht!«, brüllte er und schoss sofort. Die vielen Materiepartikel in der Luft beeinträchtigten jedoch die Wirkung und der Roboter konnte seine Stacheln abfeuern. Als das helle Klingen der auftreffenden Stacheln verebbte, sah er Sequel schwanken. Ohne einen Laut sackte sie zusammen und Brungk bückte sich zu ihr.
Dunn war plötzlich nicht mehr zu bremsen. »Seque!l!«, brüllte er und schoss wie ein Wahnsinniger auf den Roboter, der auf das Mädchen geschossen hatte. Er rannte direkt auf den Roboter zu und hörte erst auf zu schießen, als er nur noch ein Haufen Schrott war. Er hatte Glück gehabt, dass ihn in diesem Moment keine der Waffen in der Decke getroffen hatte. Er lief zu Sequel und kniete sich neben sie. In ihrer Brust steckte einer der Stachel. Ihre Augen waren geschlossen. Er konnte nicht erkennen, ob sie noch lebte.
»Wir müssen sie hier rausschaffen«, sagte er zu Brungk, der hilflos neben ihr hockte.
»Sofort!«, rief Dunn eindringlich. »Fass mit an!«
Brungk schien aus einem Traum zu erwachen und bewegte sich endlich wieder. Er fasste die Beine des Mädchens, während er sie unter den Armen fasste.
»In wenigen Augenblicken ist hier die Hölle los«, erklärte Dunn. »Wir müssen versuchen, sie ins Freie zu bringen.«
Sie erhielten noch immer Treffer aus den Waffen der Skrii-Maschine, doch ihre Anzüge konnten sie neutralisieren. Weitere Roboter schien es nicht zu geben, sonst hätten sie ihnen sicher das Leben schwer gemacht. Sie erreichten die aufgebrochene Schleuse und traten ins Freie. In einiger Entfernung schimmerte der Schirm, der den Würfel vollständig umgab.
»Verdammte Scheiße!«, rief Dunn. »An den Schirm hab ich nicht gedacht.«
»Diese Dinger wirken meist nur in eine Richtung«, sagte Brungk.
»Was heißt das?«
»Sie schützen gegen Gefahren von außen. Aus unserer Richtung sollte er durchlässig sein.«
»Und wenn nicht?«
»Dann sind wir tot. So einfach ist das.«
»Dann los!«, rief Dunn. »Tot sind wir auch, wenn wir hierbleiben.«
Sie mobilisierten ihre letzten Kräfte und trugen Sequel auf den schimmernden Schirm zu. Dunn hätte Angst haben müssen, doch hatte er nur ein einziges Ziel: Sequel in Sicherheit zu bringen. Sie durchstießen den Energieschirm, der ihnen tatsächlich keine Schwierigkeiten machte.
Dunn sah sich verzweifelt nach einer Bodenmulde um, in die sie flüchten konnten, bevor die Bomben zündeten.
»Da vorn!«, rief Brungk und deutete mit dem Kopf voraus. »Eine Bodensenke!«
Das Adrenalin in seinen Adern ließ Dunn Kräfte mobilisieren, von deren Existenz er bisher nichts geahnt hatte. Sequel in seinen Armen blieb völlig bewegungslos. Er hoffte, dass sie noch lebte und nicht zu schwer verletzt war.
Sie hatten eben die Senke erreicht und sich darin tief auf den Boden geduckt, als eine gewaltige Explosion das Innere der Skrii-Waffe erschütterte. Weitere Explosionen folgten und der Würfel schien von innen zu leuchten. Sie spürten einen Hitzeschwall über sich hinwegziehen, der die umliegenden Gräser in Brand setzte. Dunn hatte sich halb über Sequels Körper geworfen, um ihn zu schützen. Er achtete jedoch darauf, den Stachel nicht zu berühren, der noch immer in ihrer Brust steckte.
Dunn wusste nicht, wie viele Bomben er scharfgemacht hatte. Er wusste nur, dass die Zahl der Explosionen weitaus höher war. Die Hitze wurde trotz ihrer Anzüge allmählich unerträglich, als eine letzte Explosion, die sich durch ein tiefes Grollen angekündigt hatte, erfolgte. Der Würfel verging in einer gewaltigen Feuersäule, die bis in die Wolken reichte. Eine Druckwelle fegte über sie hinweg und knickte noch in einiger Entfernung sämtliche Bäume um wie Zahnstocher. Danach wurde es still.
Brungk und Dunn krochen zum Rand der Senke und spähten in die Richtung, in der vorher der Würfel gestanden hatte. Nichts deutete darauf hin, dass dort eben noch eine gewaltige Maschine gewesen war. Einige Brände kündeten davon, dass hier etwas geschehen sein musste.
»Haben wir es geschafft?«, fragte Dunn.
Brungk starrte noch einen Moment auf die Brände. »Es sieht ganz danach aus. Wir haben sie vernichtet. Du hast sie vernichtet.«
Dunn kroch zurück zu Sequel. »Gut. Wenn die Welt jetzt gerettet ist … wie können wir ihr helfen? Kann man feststellen, ob sie noch lebt?«
»Wir können uns mit ihrem Anzug verbinden. Dann zeigt mir mein eigener Anzug ihre Vitaldaten an.«
Brungk legte sich zu ihr und versuchte, möglichst viel Kontakt zwischen seinem und ihrem Anzug zu erzeugen. Nach einiger Zeit löste er sich wieder. »Sie lebt«, sagte er.
»Aber sie ist ohne Bewusstsein. Der Stachel steckt in ihrer Brust, hat aber ihr Herz verfehlt.«
»Wie konnte dieses Ding überhaupt den Anzug durchdringen? Ich dachte, es wäre ein Schutzanzug und wäre absolut sicher.«
»Was ist schon absolut sicher? Wer weiß, was das für eine Legierung ist? Schutzanzüge und Schutzfelder schützen meist nur perfekt vor Energieangriffen. Waffen mit Bolzen oder Projektilen und kinetische Energie sind noch immer ein Problem.«
»Schöne, neue Welt«, sagte Dunn sarkastisch. »Jeder beschissene irdische Revolver hätte uns also töten können? Zwei Millionen Jahre Forschung und Entwicklung und Ihr habt Schutzanzüge, die gegen Waffen meiner Zeit wirkungslos sind? Das gibt es doch nicht!«
»In der Zukunft wird nicht mehr mit primitiven Waffen gekämpft, sondern nur noch mit Energiewaffen. Dagegen schützen unsere Anzüge zuverlässig.«
»Wenn das so ist, wieso schossen die Skrii-Roboter dann mit diesen Metallklingen auf uns?« Dunn winkte ab. »Lassen wir das! Es führt ja doch zu nichts!«
Er deutete auf Sequel.
»Kannst du ihr helfen? Habt ihr in eurem Gepäck etwas, das ihr helfen würde?«
Brungk schüttelte den Kopf. »Wir sind gegen Krankheiten geschützt und haben schnell heilendes Gewebe, aber solche Verletzungen verlangen nach einem Heiler.«
»Einem Arzt.«
»Gut, einem Arzt.«
»Ich fasse es nicht! Ihr habt nicht einmal ein Erste-Hilfe-Pack dabei. Oder kann der Anzug diese Funktion übernehmen?«
Brungk schüttelte den Kopf. »Nein, dafür ist er nicht ausgelegt. Normalerweise haben Teams einen Heiler-Roboter dabei, aber das ging bei unserem Einsatz nicht.«
»Erkläre mir nicht, wieso. Ich will es gar nicht wissen! Wie können wir Sequel jetzt helfen?«
Brungk schwieg. Der Mensch aus der Zukunft war ratlos.
Dunn überlegte. Die Explosion war sicher beobachtet worden. Es musste davon ausgegangen werden, dass bald jemand nach der Rechten sehen würde. Vermutlich würde ein Helikopter kommen. Bis dahin musste Sequel normale Kleidung tragen – wie auch sie selbst. Dunn erzählte es Brungk.
»Gut, ich hol die Sachen aus dem Zelt«, sagte Brungk. »Mit dem Anzug schaff ich die Strecke in wenigen Minuten. Ich denke, dir ist lieber, hier bei Sequel zu bleiben.«
Dunn sagte nichts, aber sah besorgt auf die Frau hinab.
Brungk rannte los und war bald am Horizont verschwunden. Dunn kniete neben Sequel und strich ihr mit der Hand über den Helm. Viel lieber hätte er ihr Gesicht gespürt und ihre Haut gestreichelt. »Du darfst nicht sterben«, sagte er leise. »Wochenlang hab ich mich gefragt, was ich eigentlich für dich empfinde. Erst jetzt, wo ich befürchten muss, dich zu verlieren, weiß ich es. Bitte halte durch …«
Als Brungk eintraf, war noch immer kein neugieriger Ranger oder ein Helikopter erschienen. Er legte das Bündel mit ihren Kleidern auf den Boden und fingerte an seinem Anzug herum, der augenblicklich verschwand. Er suchte seine Sachen heraus
und zog sich zweckmäßige Kleidung an. Dunn tat es ihm gleich. Zuletzt befreiten sie Sequel von ihrem Anzug. Als sie nackt vor ihnen lag, konnten sie zum ersten Mal die Wunde mit eigenen Augen sehen. Der Stachel war exakt zwischen ihren Brüsten eingedrungen und steckte in ihrem Brustkorb. Es war nur wenig Blut ausgetreten und es blieb zu hoffen, dass es auch keine inneren Blutungen gegeben hatte. Gemeinsam zogen sie Sequel an, die von alldem nichts mitbekam. Dunn streichelte ihr immer wieder über das Gesicht und hoffte, dass endlich Hilfe eintreffen würde.
Aus der Ferne hörten sie das Näherkommen eines Helikopters.
Dunn blickte auf. »Endlich. Es kommt jemand. Hoffentlich ist ein Sanitäter oder Arzt dabei.«
Brungk sah dem Helikopter mit gemischten Gefühlen entgegen. »Wir werden eine Menge Fragen zu beantworten haben, fürchte ich.«
»Sie können fragen, soviel sie wollen – nachdem sie Sequel gerettet haben!«
Das Fluggerät ging neben ihnen nieder. Es handelte sich um eine Maschine mit dem Wappen des Staates Wyoming. Sie kamen also nicht von der Parkverwaltung.
In geduckter Haltung kamen zwei Männer mit einer schweren Tasche angelaufen. Sie trugen klobige Helme und eine dunkelblaue Kombination ohne Abzeichen.
»Was ist hier geschehen?«, fragte einer der Männer.
Dunn ignorierte die Frage. »Ist einer von ihnen Arzt oder Sanitäter? Wir müssen ihr helfen, sonst stirbt sie vielleicht.«
Einer der Männer beugte sich zu Sequel hinunter. »Oh, verdammt! Ich bin Sanitäter, aber das ist eine Nummer zu groß für mich. Sie muss sofort in eine Klinik.«
Er rief seinen Kollegen zu sich, der sich irritiert umblickte und zu ergründen versuchte, was hier geschehen war. »Wirf den Motor wieder an. Wir müssen sofort starten.«
Er stellte keine Fragen, als er das Metallteil in Sequels Brust entdeckte, und sprintete los.
»Wir müssen sie vorsichtig auf die hintere Bank im Flieger legen.« Der Sanitäter schaute Dunn an. »Sie kommen mit und achten darauf, dass die Frau nicht herumrutscht. Wir sind für Krankentransporte nicht ausgelegt.«
»Ich komme auch mit«, sagte Brungk.

Fortsetzung und letzter Teil der Geschichte erscheint am 08.Dezember 2018

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